Alter Telgter Kreuzweg

Alter Telgter Kreuzweg - 12. Station

Historie und Gegenwart

Überlieferungen zufolge wurden erste Außenkreuzwege schon im 16. Jahrhundert von aus dem Heiligen Land zurückkehrenden Pilgern angelegt. Sie wollten auf diese Weise ihren Mitchristen, denen eine Reise zur „Via Dolorosa“ (lat., „Schmerzensreiche Straße“) in Jerusalem verwehrt war, den Leidensweg Jesu Christi in der Heimat bildhaft nahe bringen. Die Wegstrecke entsprach dabei nicht selten derjenigen der „Via Dolorosa“.
Mit dem Aufkommen der Kreuzwegandachten Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auch in Westfalen in Kirchen und geeignetem Freigelände vermehrt Anlagen mit sieben oder vierzehn Stationen errichtet. Zuvor hatte sich die Passionsfrömmigkeit weitgehend mit der Betrachtung der Wunden Christi und der Schmerzen Mariens befasst. So wurde 1857 auch in Telgte für die Wallfahrer und die Pfarrgemeinde ein Kreuzweg angelegt, der „besonders in der Fastenzeit von den nach Telgte auf Andacht Gehenden fleißig besucht wurde. Die Errichtung erfolgte drei Jahre nach dem Wallfahrtsjubiläum von 1854. Bis zum Baubeginn zur  Erweiterung der Kirche (1865) und der Anbringung des ersten Kreuzweges in der Kirche (1883) vergingen noch einige Jahre“. *1)

 

Anton Hovestadt, 1894 Pfarrer in Telgte, berichtet: „Längs der alten, vielfach verstümmelten und verwitterten Stationen des Kreuzweges
wurde in den Jahren 1894-1899 ein neuer parallel mit dem alten angelegt.  Jedes Kapellchen kostete ungefähr 1000 Mark“.*1)

Der „Alte Kreuzweg“ umfasst heute 13 Stationskapellen sowie die Kreuzigungsgruppe der XII. Station auf dem sog. „Kalvarienberg“. Die XII. Station mit dem beeindruckenden Hochkreuz, eingerahmt von Statuen der hl. Maria und des hl. Johannes, ist die älteste des Kreuzweges und vermutlich das Relikt des im Jahre 1857 angelegten ersten Kreuzweges.

Dieser diente auch Flurprozessionen und verband langjährig die in der Bauernschaft Vechtrup lebende Landbevölkerung mit ihrer im Herzen der Stadt gelegenen Pfarrkirche.

Erst weit nach seiner Fertigstellung, nämlich am 05.04.1900, wurde zwischen dem damaligen Grundeigentümer, Herrn Dr. zu Verth, und der Kath. Kirchengemeinde St. Clemens für die Wegeflächen symbolisch ein Pachtvertrag geschlossen. Heute stehen neun der Stationskapellen in privatem und fünf im kommunalen Eigentum, darunter die XII. Station.

Alle Figurengruppen und Kapellenhäuser sind denkmalgeschützt. Die Eigentümer nehmen ihre gemeinsame Verantwortung für den Erhalt der Stationskapellen sehr bewusst wahr. Ihr einvernehmliches Handeln sicherte ungeachtet aller gesellschaftlichen Entwicklungen den Fortbestand des Kreuzweges als Glaubenszeugnis und bildhafte Vergegenwärtigung der Passion Jesu Christi bis in die heutige Zeit.

Im Innern der Stationskapellen, deren Figurengruppen aus Baumberger Sandstein gefertigt sind, finden sich originale Wand- und Bodenfliesen. Die sich eng an die biblischen Überlieferungen anlehnenden szenischen Darstellungen beeindrucken durch ihre Ausdruckskraft und Klarheit.
Das „LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen“ in Münster bezeichnete den Kreuzweg noch kürzlich als „etwas Besonderes, ein bemerkenswertes Beispiel der Nazarener-Epoche“. Hervorgehoben wurden „seine große und aufwendige Art sowie seine Lage im meist waldreichen Gebiet“. Erst kürzlich bestätigten LWL-Sachverständige erneut einen „guten
Erhaltungszustand des sehr gut gepflegten Kreuzweges“.

Quellen und Literatur: *1) Heft „Geschichtliche Nachrichten über Telgte“, Pfr. Anton Hovestadt, Münster, 1920. Heft 16 „Die Figuren und Bilder – Die Kreuzwege“, Karl-Heinz Engemann, Telgte, 2008.

Zum Geleit der Kreuzweg-Prozessionen auf ihrem Rückweg in die Stadt wurden im Jahre 1911 entlang der „Einener Straße“ fünf Sandsteinbildstöcke mit Texten und in Bronzetafeln gefassten Motiven des Glorreichen Rosenkranzes errichtet. Sie befinden sich dort noch heute.

Dem Erhalt und der Pflege des Kreuzweges widmet sich der Verein „Alter Kreuzweg e.V.“, der im Oktober 2002 von Angehörigen der ehem. Pfarrgemeinde St. Johannes Ev. gegründet wurde. Für das Kreuzweg-Gebet hat er ein besonderes bebildertes Heft mit Gebets- und Liedtexten aufgelegt.

Der Verein „Alter Kreuzweg e.V.“ initiiert, koordiniert und beauftragt erforderliche Maßnahmen. Als notwendig angesehene Restaurierungen
stimmt er mit den Eignern der Kapellenhäuser und den Denkmalbehörden ab. In formellen Antragsverfahren übernimmt er die Trägerschaft.

Zuletzt im Jahr 2022 erfolgten als bedeutsame Maßnahmen auf diese Weise umfassende fachgerechte Restaurierungen der Kapellenhäuser und Skulpturen der VI., VIII. und XIII. Station. Zuvor war im Jahr 2015 bereits die Hochkreuzgruppe der XII. Station grundlegend saniert worden.

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Telgte stellte der Verein ab 2005 entlang des Kreuzweges Ruhebänke auf, die zur Rast und zum Innehalten einladen. Neuanpflanzungen erfolgen jahreszeitlich. In der Karwoche zieren Pflanzschalen eine jede Station.

Der Verein ,,Alter Kreuzweg e.V.“ finanziert seine Aufwendungen ausschließlich aus Spenden und ist als gemeinnützig anerkannt.

 

Bankverbindung: Vereinigte Volksbank Münster eG, IBAN: DE45 4036 1906 3518 6597 00

Steuerliche Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch gerne ausgestellt.

Download Heft "Der alte Kreuzweg in Telgte"

22-08 Der-Alte-Kreuzweg_WEB.pdf (521,6 KiB)

Kleiner Wegweiser

Der Kreuzweg (ca. 1,8 km incl. Rückweg) beginnt an der Einener Straße
in Höhe der ehem. St. Johanneskirche. Parkmöglichkeiten für Pkw und Busse
bestehen auf dem nahe gelegenen Parkplatz 'Planwiese' am Emstor."
Von dort sind es nur etwa 200 m bis zur I. Kreuzwegstation.