An(ge)dacht

An(ge)dacht

Hört, Schwestern, Brüder, Gotteskinder,
hört, Freunde, Beter und auch Sünder!
Hört, Ihr aus Telgte und aus Raestrup,
ihr aus Westbevern und von Vadrup,
ihr von Vechtrup und Johannes,
aus der Reha, wer denn kann es,
ihr weit verstreuten Landbewohner
und nicht zuletzt, ihr Ureinwohner!
Euch grüß’ ich heute, Mann und Frau,
und auch Euch Kinder mit Helau!

 

Ihr alle, die Ihr wohl gesonnen
zum Gottesdienst hierher gekommen,
zu hören Gottes gutes Wort,
zu beten an dem heil’gen Ort,
und auch zu loben und zu singen,
dem Schöpfer Ehre darzubringen,
zu feiern dieses große Mahl -
wenn auch in immer klein’rer Zahl.
Euch grüß’ ich heute, Mann und Frau,
und auch Euch
Kinder mit Helau!

 

Ja, ganz besonders grüß‘ ich heut
die schwarz-goldenen Karnevalsleut.
Ist der Prinz Ralf eins auch da?
Dann geht heute alles klar!
Ist das Präsidium an Bord?
Dann setz ich meine Predigt fort!
Ganz besonders freut es mich
und den da oben sicherlich,
dass ihr, die Kinder, seid gekommen,
habt Kostüme mitgenommen,
in der Kirche Gott zu danken
für den Spaß fast ohne Schranken!
Wünsche euch die nächsten Tage
Spaß und Lachen - keine Frage!
Ja, Glauben braucht’s in diesen Zeiten,
da viele Dinge uns entgleiten.
Worauf wir einst so fest vertraut,
erweist sich als auf Sand gebaut.
Wir alle sehen, wie es steht,
kaum einer weiß, wie’s weiter geht.
In unserm Land, da fehlen Kinder,
und echte Christen ja nicht minder.
So fehlen auch in unsern Kirchen
die Priester, die für Christus wirken.

 

Der Tod von Egon Mielenbrink
das plötzlich ins Bewusstsein bringt.
Mit ihm uns fehlt ein frommer Mann,
der hier jetzt nicht mehr helfen kann.
Das Pilgern war sein Lebenssinn,
im letzten Jahr ging er noch hin
von Osnabrück zum Gnadenbild
und auch zurück - nichts andres gilt.
Den Schwestern war er wohl bekannt,
ja, seine Kurse anerkannt.

 

Die Kirchenchöre bistumsweit
er lange Zeit als Präses leit‘.
Musik ihm sehr am Herzen lag,
zur Ehre Gottes - keine Frag!
Deshalb der Kirchenchor wird singen,
es werden Lieder klar erklingen
der Trauer und der Hoffnung voll -
für ihn ein angemessner Zoll.

      

Gott hat sein Pilgern nun vollendet
und seine Schmerzen abgewendet,
Er schenk‘ ihm nun Geborgenheit
und reichlich auch Gelegenheit,
den Chor im Himmel zu verstärken
und auszuruhn von seinen Werken.
Für den Prälaten Gott zu danken
und für sein Wirken ohne Schranken,
das tun wir Telgter Christen gern
und auch die Pilger in der Fern!
Die Trauer bleibt und auch der Schmerz,
doch auch sein Platz in manchem Herz.

 

So könnt’ ich fortfahrn mit den Dingen,
die uns so leicht zum Jammern bringen.
Doch nur zu schau’n auf den Verlust,
erzeugt mit Sicherheit viel Frust.
Wir Christen müssen es zukünftig wagen,
noch mehr das Positive auszusagen:
Zu sprechen von der Kraft im Glauben,
zu reden von den Friedenstauben,
uns zu bekennen frank und frei,
dass Gott der Erste bei uns sei.

 

Von diesem guten Geist beseelt,
der betet und im Kampf nicht fehlt,
trifft in Marien man noch an
so mache Frau und manchen Mann.
Sei es im Pfarrgemeinderat,
im Kirchenvorstand in der Tat,
sei’s bei der Caritas im Kleinen,
in unsern kirchlichen Vereinen,
es gibt sie bei den Katecheten
und in den Gruppen, die viel beten.

  

So tagt der Pfarrgemeinderat,
der intensiv sich ständig fragt:
Was ist zu tun in unsrer Zeit,
damit der Glaube morgen bleibt?
Es gilt, den Plan des Bistums aufzugreifen
und zu einem Ort zu reifen,
an dem der Glaube wirklich lebt,
an dem man nicht an Altem klebt,
an dem die Liebe ohne Schranken
die Erbsenzähler bringt ins Wanken,
an dem die Hoffnung wächst und blüht
und alle Skepsis schnell verglüht.

 

Der Dieter Köcher, unser Mann,
euch mehr dazu erzählen kann.
Ja, der Pfarreirat, der hat Ziele,
mit Gottes Geist erreicht er viele!

 

Der Kirchenvorstand rechnet leise:
Wie können wir auf unsre Weise
dem ganzen Werke treulich dienen,
das sich da tut in St. Marien?
Wie kriegen wir die Kirchen warm?
Was tun, wenn der Kopierer lahm?
Was kosten Tassen, Teller, Kannen,
wonach die Pilger stets verlangen?
Das Wochenblättken, welch‘ ein Graus,
zieht uns den letzten Cent heraus!

 

Das Geld soll fließen wie ein Strom,
wir brauchen‘s für‘n Cornelius-Dom!
Denn neue Lampen sind geplant,
dem Bistum da was Teures schwant.
Die neuen Leuchter sollen bringen
mehr Licht und Lux zum lauter Singen!

 

Und wenn Ihr ums Kapellchen geht,
ihr überall Gerüste seht.
Der Kirchenvorstand ist gehalten,
das Dach aus altem Kupfer zu gestalten.

 

Auch in Johannes kommt Bewegung,
es bleibt ein Treffpunkt für Begegnung.
Im Frühjahr, das ist unser Plan,
fangen wir zu bauen an.
Die Kirche wird sich dann verwandeln,
am Ende um ein Pfarrheim handeln.

 

Doch, liebe Christen, denkt daran,
nicht Häuser nur man wandeln kann.
Auch Herzen müssen sich verändern
nicht nur in vielen fremden Ländern.
Es braucht Bereitschaft zur Versöhnung
nach manch‘ unchristlicher Verhöhnung,
es braucht die Geste: ‚Sei willkommen‘ -
ist das so schwer für manche Frommen?
Es gilt, um es in Clemens klar zu sagen,
es dies- und jenseits unserer Ems zu wagen!

 

Kleiderkammer, Telgter Teiler,
Kontaktpunkt und auch andere Pfeiler -
in der Hilfe für die Schwachen
sind doch viele, die was machen.
Sie öffnen Herz und Ohren weit
für manches Elend und für Leid,
sie stellen Christi Liebe dar
und machen Seine Nähe wahr.
Sie steh’n dazu mit Ja und Amen:
„Der Schatz der Kirche sind die Armen!“

   

Die große Schar der Katecheten -
für sie lasst uns besonders beten!
Sie brauchen Kraft, Geduld und Mut,
viel Glauben, Hoffnung, Liebesglut.
Denn viele Kinder wachsen auf
ganz ohne Gott im Lebenslauf.
Für sie ist Beichte, Messe, Firmung
ein schönes Fest zur Finanzierung.
Es gibt Euch andere auch - zum Glück,
die gerne beten mal am Stück!
(Ja, Euch mein’ ich,
die Kinder, die heute hier sind!)

 

Wie schön ist es für mich zu sehn,
wie viele Menschen beten gehn.
Sie treffen sich in kleinen Gruppen
und sind doch unsre stärksten Truppen!
Sie rufen auf Marien nieder
die Kraft von oben immer wieder.
Sie beten ohne Unterlass
für Frieden, Freude, gegen Hass.
All’ unser Tun muss Gott erst segnen,
soll es ne gute Wirkung regnen.

 

Noch viele Christen gäbs zu nennen,
die ihren Auftrag nicht verpennen.
Sie schauen übern Kirchturm raus
und übers eigne schöne Haus.
Ihr Blick reicht bis nach Afrika,
wo dieser, jener auch schon war.
Sie helfen auch mit dicken Spenden,
die Not der Menschen umzuwenden.
Denn im Gesicht des kleinen Tisti
erkennen wir das Antlitz Christi.

  

Das Resümee nach meiner Red:
Schau nicht zuerst auf das, was fehlt.
Schau du zuerst nach Gottes Geist,
der im Guten sich erweist.
Schau auf die Menschen, die sich mühn,
dass Gottes Liebeswerke blühn.
Schau auf die Menschen, die es wagen,
zu Gott ein klares „Ja“ zu sagen!
Das gibt Dir Mut und Zuversicht,
so findst Du Gottes Angesicht.
Dann spürst Du selber Saft und Kraft,
die Gottes heilger Geist uns schafft.
Amen.

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