An(ge)dacht

„Angedacht“ zum 14. Juni

Sind Sie ein sympathischer Mensch? Das Wort „sympathisch“  hat griechische Wurzeln, wortwörtlich übersetzt bedeutet Sympathie:  „Mitleid“.

Ein sympathischer Mensch ist ein Mensch, der mitleiden, mitfühlen kann.

Von Jesus heißt es im Evangelium dieses Sonntags: „Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ Manche von uns sind erschöpft vom Thema Corona, von den Veränderungen, die uns in dieser Zeit abverlangt werden, von den Herausforderungen in der Familie oder auch im Finanziellen. Und von Jesus hören wir, dass er diese Erschöpfung sieht, dass er uns im Blick hat:

Jesus hat Mit-Leid mit den Menschen.

Er ist nicht außen vor, nicht neben dran,

sondern mitten drin:

Mitten in unserem Leben.

Mitten in unserem Leiden.

Mitten in unserem Hoffen.

Mitten in unserem Bangen.

In der Klinik Maria Frieden, in der ich arbeite, gibt es viel von dem: Leben, Leiden, Hoffen, Bangen.

Gerade in dieser Woche wurde bei uns Herr M. entlassen, der nach einem schweren Schlaganfall mit einigen bleibenden Beeinträchtigungen im Leben zurecht kommen muss. In den vielen Wochen des Bangens und Hoffens, die er in verschiedenen Krankenhäusern verbracht hat, kam die Besuchssperre noch dazu. Gespräche mit den liebsten Mitmenschen waren persönlich nicht möglich.

In diesen vielen Wochen auch in unserer Klinik schaute Herr M. immer wieder auf das Kreuz, das neben der Zimmertür hing. Er sah den leidenden Christus am Kreuz und spürte: „Der kennt sich aus! Der weiß, wie es mir geht. Mit ihm kann ich reden.“

Jesus – ein sympathischer Mensch

Christus – Gott, der mitleidet, der mich im Blick hat

Herr M. bat mich nach diesen langen Wochen des Hoffens und Bangens darum, genau dieses Kreuz aus seinem Krankenzimmer mitnehmen zu können nach Hause. Das haben wir gern möglich gemacht. Herr M. ist mir zum lebendigen Zeichen geworden, dass im Kreuz Heil und Hoffnung liegen.

Birgit Hollenhorst

Klinikseelsorgerin in der Klinik Maria Frieden Telgte

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