Liebe Leserin, lieber
Leser.
Etwas
in Bildern und Symbolen auszudrücken, sagt viel aus, mehr als trockene Sätze.
Ob jemand z. B. flatterhaft genannt wird wie ein Schmetterling oder aber fest
verwurzelt wie ein Baum, sagt viel aus über Beständigkeit und Zuverlässigkeit
bei der Arbeit oder bei Beziehungen. Der Baum eignet sich hervorragend als
Symbol für den Menschen. Wir nennen jemand einen baumlangen Kerl, lassen ihn an
beliebten Orten Wurzeln schlagen, entdecken, dass sein Stammbaum berühmte
Größen aufweist oder lassen Kinder „Bäumchen, Bäumchen wechsle dich“ spielen.
Auch
die Bibel verwendet häufig das Bild des Baumes für den Menschen. Im Psalm 1
beglückwünscht der Beter den Menschen, der sich für den guten Weg entschieden
hat, der sich orientiert an der Weisung Gottes. Er vergleicht ihn mit einem
„Baum, der an Wasseroberflächen gepflanzt ist, der zur rechten Zeit seine
Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken. Alles, was er tut, wird ihm gut
gelingen.“
Für
den Beter ist der Standort des Baums entscheidend. Er steht nicht irgendwo in
der Wüste, dann müsste er vertrocknen. Nein dieser Baum ist „an Wasserbächen
gepflanzt“, er hat Verbindung zu seinen Lebensquellen, darauf kommt es an.
Das
Psalmwort lädt ein, über mich nachzudenken: Wo bin ich verwurzelt? – Was sind
meine Lebensquellen? Mit anderen Worten: Was gibt meinem Leben Halt und
Sicherheit? Was lässt mich aufrecht stehen? Was hilft mir, unverwechselbar ich
selbst zu sein? Der glückliche Mensch, von dem Psalm 1 spricht, empfindet die
Gebote Gottes nicht als Zwang, als lästiges Muss. Er hat vielmehr „Freude an
der Weisung des Herrn“, sinnt über sie nach „bei Tag und bei Nacht“ und hat
sich dadurch als Weg zum Leben entdeckt. – Gibt es für uns bessere
Lebensquellen? Wenn wir in der Landschaft einen großen alleinstehenden Baum
sehen, lädt er uns ein, darüber nachzusinnen.
Ein
Beter unserer Tage hat das Bild vom Lebensbaum für sich so formuliert: „Herr
wie ein Baum so sei vor Dir mein Leben. Herr wie ein Baum sei vor Dir mein
Gebet.“ (L. Zenetti)
Bruno
Pottebaum, Pfarrer