Fest gegen die Angst
Hat es auch an Ihrer Haustür geklingelt? - Und als Sie die Tür ausgemacht haben, standen (kleine) Zauberer, Hexen, Gespenster oder gruselige Monster vor Ihnen, die "Süßes" wollten, ansonsten würde es "Saures" geben? Kein Zweifel - es war Halloween. Und es wird zelebriert. Dabei kann es gar nicht gruselig genug zugehen: je hässlicher, Schrecken einjagender oder ekeliger die Verkleidung ist, desto besser. Sogar Schlösser oder Verließe sind geöffnet, um dort eine wirklich gruselige Party zu feiern.
Das hat seinen Reiz: Man macht mit Tod und Grauen "Party" und hat Spaß dabei. Halloween ist, so gesehen, ein Fest gegen die Angst: Was man verspottet, womit man sich belustigt, das hat man fest im Griff - zumindest bis zum nächsten Morgen. Erklärt das vielleicht den großen Anklang, den Halloween momentan findet? Wenn wir die Masken und Kostüme aber nach der Party in den Schrank packen, sind wir wieder allein mit dem Tod. Die Angst vor ihm bleibt.
Menschen verdrängen den Tod, haben Angst vor ihm, weil er sie vor die großen und letzten Fragen des Lebens stellt: Hat das Leben überhaupt einen Sinn, wenn man sterben muss? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wenn ja - wie sieht es aus? Halloween führt uns nur vor Augen, dass die Toten Geister und Gespenster sind, die uns erschrecken. Können wir aber mit dieser Antwort zufrieden sein, gar mit ihr leben?
In der Kirche feiern wir ein anderes Fest: Allerheiligen. Und wie Halloween hat es mit Tod und Toten zu tun - und damit auch mit unseren tiefsten Fragen und Ängsten. Auch Allerheiligen ist ein Fest gegen die Angst - allerdings in einem viel tieferen Sinn als Halloween. Der Seher Johannes durfte nämlich in einer Vision einen Blick in den Himmel werfen. Johannes sah die Heiligen um den Thron Gottes stehen, also Menschen, die ihren Lebensweg mit Gott gegangen sind. Es war eine "große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen. Niemand konnte sie zählen". Sie haben nicht nur Schönes erlebt: Diese unzählige Schar kommt "aus der großen Bedrägnis". Sie kennt also die Härten des Lebens. Die Palmzweige in den Händen deuten darauf hin, dass sie alle Schwierigkeiten und Leiden aus dem Glauben an Gott gemeistert hat.
Johannes hat seine Vision aufgeschrieben, um die Gemeinden zu trösten - damals und heute. Seine Botschaft am Fest Allerheiligen heißt: Unser Lebensweg hat ein Ziel - die Gemeinschaft, das Leben mit Gott. Wir werden im Tod nicht zu Geistern und Gespenstern, d. h. zu Schatten unserer Selbst ohne "Saft und Kraft". Wir finden vielmehr das wahre, endgültige Leben, wenn wir Gott vertrauen und unseren Lebensweg mit ihm gehen.
Bruno Pottebaum, Pfarrer