An(ge)dacht

Augenblick mal

Liebe Leserinnen und Leser  unserer Homepage,

 

in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im Deutschen Reich zahlreiche Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung verübt. Synagogen wurden geschändet und in Brand gesetzt, Geschäfte und Wohnungen von jüdischen Bürgern verwüstet, viele Juden wurden an Leib und Seele verletzt oder verloren als Folge der Gewalt ihr Leben. Die Reichspogromnacht war erst der Auftakt zum Völkermord an den Juden in Europa.

 

In diesen Tagen haben wir Allerheiligen und Allerseelen gefeiert, sind zu den Gräbern unserer verstorbenen Angehörigen gegangen, haben eine Kerze entzündet, ihrer gedacht und für sie gebetet, weil wir glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern Gott.

 

Diese Hoffnung, diese Hoffnung für die Toten, dass Gott sie selbst aus dem Tod zu retten vermag, ist zentral für unseren Glauben, und sie ist universal. Sie gilt nicht nur für unsere Toten, sondern für alle Toten – gerade auch für jene, die durch Hass und Gewalt ums Leben kamen. Etwas, das nicht nur 1938, sondern auch heute immer wieder abscheulicherweise geschieht – ein Blick in die Welt genügt.

 

Wir glauben an einen Gott, der den Mörder nicht triumphieren und den Ermordeten nicht vergessen sein lässt. Wir glauben, dass Gott stärker ist, stärker als der Hass, stärker als der Tod. Das hat Konsequenzen – auch für unser ganz alltägliches Leben. Wo wir uns IHM öffnen, schenkt Gott uns die Kraft, den Hass, den Neid, die Lieblosigkeit zu überwinden und liebende Menschen zu werden – immer mehr und immer neu.

 

Am 9. November feiern wir den 25. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer und damit zum 25. Mal das Ende eines Unrechtsregimes. Der 9. November lenkt unseren Blick so auf die Realität und die Überwindung von Ungerechtigkeit – und somit auf eine Spannung, in der wir leben, bis der Herr wiederkommt.

 

Alexandra Lason

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