An(ge)dacht

beten

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!

Es gibt kaum eine Zeit am Tag, an dem ich nicht irgendjemanden in unserer Gnadenkapelle antreffe, der dort gerade betet und eine Kerze entzündet. Vielen Menschen, egal welcher Religion, scheint das regelmäßige Beten sehr wertvoll und wichtig. Andere tun sich schwer damit oder haben es ganz aufgegeben.

Sicherlich ist Beten so etwas wie ‚Reden zu Gott’, aber es ist ebenfalls auch Schweigen und Hören - eine Art Dialog zwischen Gott und Mensch. Ganz gewiss ist Beten für Viele zuerst ein Bitten und manchmal auch ein Klagen und Herzausschütten, dann aber wohl auch ein Danken und Loben. Beten führt nach meiner Erfahrung in der Regel zu einer inneren Ruhe und Stärke, kann allerdings manchmal auch aufwühlend und wie ein harter innerer Kampf sein. Die einen beten zuhause oder in der Kirche, andere beim Spaziergang durch die Natur oder sonstwo. Viele beten nur, wenn ihnen danach ist, für andere hat Gebet mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu tun. Die einen beten für sich selbst, andere haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch für andere zu beten.

Diese sehr unterschiedlichen Einstellungen zum Beten (und damit wohl auch zu Gott) beeindrucken mich immer wieder und ich bin in diversen Gesprächen total erstaunt, wie viele gute Gebetserfahrungen Menschen auch heute machen dürfen. Allerdings scheuen sich viele Beterinnen und Beter, sich mit anderen darüber auszutauschen. Ich kann das einerseits sehr gut verstehen, da es oft um sehr persönliche Dinge geht, um wichtige Lebensentscheidungen, um die Auseinandersetzung mit eigenen Verletzungen, um kindliche Freude … Andererseits ermutigen eigene beglückende Erfahrungen andere Menschen, ‚das mit dem Beten‘ einfach mal auszuprobieren …

„Und wäre das Wort ‚Danke‘ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen“, schreibt schon der mittelalterliche Mystiker Meister Eckhart.

Ihnen alles Gute,

Propst Michael Langenfeld

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