An(ge)dacht
Bruno Pottebaum
An(ge)dacht

Liebe Leserinnen und Leser,
es wird wieder gefeiert in diesen Wochen: Schützenfest folgt auf Schützenfest. In Orts- und Stadtteilen, in vielen Dörfern und Städten.
Wenn man einmal in Internet nachschaut, stellt man fest, dass das Wort „Schütze“ nicht von schießen kommt, sondern vielmehr mit „Schutz“ bzw. „beschützen“ zu tun hat. Die Ursprünge der Schützenvereine und Bruderschaften liegen in den mittelalterlichen Städten. Als eine Art Bürgerwehr hatten die Schützengilden die Aufgabe, die Stadtmauern vor feindlichen Angriffen zu schützen. Das taten sie ohne Sold, sondern ehrenamtlich. Aus Sorge um das Wohl ihrer Stadt setzten sie sich für die Gemeinschaft ein. Sie legten Hand an, wenn es darum ging, eine fast abgebrannte Stadt wieder aufzubauen.
Das gilt heute nicht mehr. Reizvoll ist es, darüber nachzudenken, wo die Schützen heute schützen können. Welche Werte gilt es zu schützen und zu verteidigen? Dazu gehören einmal Tradition und Brauchtum. Schützenfeste werden seit Generationen auf nahezu gleiche Art und Weise gefeiert. Sie bilden damit ein heilsames Gegengewicht gegen die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Dazu gehören weiterhin Werte von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Nicht nur in den Städten, auch in den Dörfern leben mittlerweile viele Bewohner nebeneinander her. Den Nachbarn kennt man nur flüchtig, von Neuzugezogenen weiß man vielleicht gerade noch den Namen.
Wenn es gelingt, Menschen zusammenzubringen und Gemeinschaft zu stiften, ist das ein wichtiger Dienst für das Gemeinwohl. In vielen Dörfern ist das Schützenfest noch immer das gesellschaftliche Highlight des Jahres – hier begegnet man sich, hier wird Gemeinschaft gelebt. Für den einzelnen Schützen ist ihr Einsatz mit einem zeitlichen und teilweise finanziellen Engagement verbunden. Sie tun ihren Dienst ehrenamtlich, ohne „Sold“.
Auch dies ist ein Wert, den es zu schützen gilt: Freigebigkeit und ehrenamtliches Engagement.
Als weiteres schützen Schützen heute, was mit dem Schießsport zu tun hat: Beim Schießen ist es wichtig, das man ein Ziel hat und dieses Ziel kennen muss.
Das gilt auch für unser Leben: Nur wenn wir unser Ziel kennen, und unseren Ursprung, kann das Leben gelingen. Für uns Christen liegen Ursprung und Ziel des Lebens in Gott.
Ein zweites, was beim Schießen wichtig ist, ist Vorsicht. Ein Schütze muss mit der Waffe behutsam umgehen.
Auch dies lässt sich in unserem täglichen Leben wiederfinden. Vorsicht und Rücksicht mit sich selbst und anderen zeichnen einen verantwortungsvollen Menschen und Christen aus. Das Evangelium formuliert das in dem großartigen Satz. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ und fasst damit alle Regeln die es im Leben braucht zusammen.
Schützen können auch in unserer Zeit noch einiges schützen; keine Stadtmauern und Tore, aber manche Tradition und Wert.
Die Schützen brauchen, wie alle Menschen, auch selber Schutz. Oder anders gesagt: die Fürsorge und Begleitung Gottes. Sie brauchen den Segen Gottes, um Gemeinschaft zu leben, zu fördern und zu schützen.
Das gilt für uns alle.
Ihr Pfr. B. Pottebaum