An(ge)dacht
Bruno Pottebaum

Liebe Leserinnen und Leser,
In einer Stadt laufen viele Menschen an einer belebten Kreuzung über die Zebrastreifen. Sie sind eingepackt in Winterkleidung; feste Schuhe, Mantel, Schal und Mütze. Jede/r schleppt große Tüten mit Weihnachtsgeschenken. Keiner schaut nach rechts und links. Im Zentrum der Kreuzung, auf der Verkehrsinsel, stehen zwei Personen, ein Mann und eine Frau. Die Frau trägt ein Baby in ihren Armen.
Keiner der Passanten hat auch nur einen Blick übrig für die drei - Maria, Josef und das göttliche Kind, unbeachtet und einsam. Aber um diese drei geht es doch zu Weihnachten. Sonst wäre das Fest sinnlos und man müsste ihm einen neuen Namen geben, Stressfest, Lichtfest oder so ähnlich.
Das Bild macht nachdenklich. Termine, Termine und was noch alles erledigt werden muss vorher und während der Feiertage, damit das Fest gelingen kann.
Kann es überhaupt gelingen ohne die Hauptperson? Ja, man strampelt und hampelt sich so durch. Bei den vielen Feiertagen und Familientreffs bleiben hin wieder Spannungen nicht aus.
Was ist also mit den Hauptpersonen Maria, Josef, den Hirten, den Engeln und insbesondere mit dem göttlichen Kind Jesus Christus in der Krippe? Gott ist vor 2000 Jahren Mensch geworden und wird es jedes Jahr neu an diesem weihnachtlichen Fest. Wir wissen, was ein Neugeborenes an Gefühlen, Zuwendung und Liebe wecken kann. So ist es auch mit diesem Kind. Es ist die menschgewordene Liebe Gottes, seine Güte und Menschenfreundlichkeit.
Die Liebe Gottes im Kind anzunehmen und in mir, in dir neu aufleben zu lassen, darum geht es doch wohl an Weihnachten. In einem Weihnachtslied singen wir Christen: "In seine Lieb versenken, will ich mich ganz hinab, mein Herz will ich ihm schenken und alles was ich hab". Da Kind spricht und rührt uns an wie jedes Kind in seiner kindlichen Armseligkeit. Es will uns umfangen mit seiner göttlichen Liebe, damit auch wir angerührt werden von der Zuwendung Gottes zur Erde, zum Menschen. Es will uns zu Menschen machen, die sich an Weihnachten wandeln lassen, zu Menschen, die selbst diese Güte und Menschenfreundlichkeit ausstrahlen.
Nehmen wir das weihnachtliche Liebesangebot heute an. Dann feiern wir echtes Weihnachten, dann macht das gegenseitige sich beschenken Sinn, dann ist Jesus nicht nur vor 2000 Jahren in Bethlehem geboren, sondern auch in uns, in unserer Güte und Menschenfreundlichkeit.
Ihr Pfr. B. Pottebaum