An(ge)dacht

Das Joch – Geschenk oder Last

Das Joch – Geschenk oder Last? Zunächst mal - weder – noch. 

 Das Joch ist ein Hilfsgerät. Ja, ein Hilfsgerät, das bewirkt, dass Lasten leichter zu tragen sind. Man kann das Gewicht besser verteilen. So bekommt man keine lahmen Arme und keine Schmerzen in den Muskeln.  Mit einem guten Joch kann man schwere Lasten leichter tragen.  Man sagt, dass das Joch früher einmal ein Liebesgeschenk gewesen sei, vielleicht ein Verlobungsgeschenk, dass der junge Mann für seine Braut geschnitzt hat. Eines, das auf ihre Schultern passte, das so perfekt passte, dass die junge Frau keine Spuren auf der Haut davontrug, wenn sie täglich Eimer oder andere schwere Dinge zu tragen hatte.   Das Joch – so das Geschenk des jungen Mannes an seine Frau. 

 Das Joch – das Hilfsgerät unserer Tage ist der Rollator. Eine technische Erfindung. Dank der Schwedin Aina Wifalk! Glückwunsch dir Rollator: Du wirst in diesem Jahr 42 Jahre.  Aus drei wird eins: Der Rollator - für schwache Menschen Gehhilfe, Einkaufswagen, Sitzbank. Aus drei wird eins: Eine tolle Sache. Der Rollator hilft zu gehen, einzukaufen, eine Ruhepause einzulegen.  Der Rollator – eine geniale Errungenschaft Meistens ein „Geschenk“ der Krankenkasse. 

 „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir.“ So Jesus im heutigen Evangelium. In der Geschichte unserer Christenheit wurde das oft so verstanden: Nehmt Lasten auf euch! Fügt euch in eure Opferrolle! Lehnt euch nicht auf! Und im Einzelnen regt sich der Gedanke:  Du hast es nicht besser verdient. Die Last gehört zu deinem Leben.  

 Zugegeben: Das Leben kann Last sein, zur Last werden, die wir nicht abschütteln können. Doch Jesus: Nehmt nicht eure Last auf euch, sondern nehmt mein Joch auf euch. Was ist das für ein Joch, das Lasten leicht machen kann? Nicht in dem Sinn, dass sie weniger wiegen, denn das hat kein Joch je vermocht - der Eimer hat immer dasselbe Gewicht - sondern ein Joch, dass bewirkt, dass Lasten leichter zu tragen sind. Das Joch ist die Liebe, Liebe, wie Christus selbst war und sie lebte.  Die Liebe ist wie ein Hilfsgerät, um Lasten zu tragen, Lasten, die mit jedem Dasein verbunden sind. Sie sind, sie werden tragbar, wenn Liebe sie – bildlich gesprochen – auf unsere Schultern legt, wenn Liebe sie mit trägt. Christus trägt mit als das Joch, als die Liebe, die bewirkt, dass man vor der Last nicht davonläuft, der Last nicht unterliegt, sondern sie tragen kann.  

Und seine Liebe hat er konsequent durchgetragen bis zum Tod am Kreuz. 

 Günther Falkenberg, Pfarrer em. 

Zurück