An(ge)dacht
Diakon T. Schröder

Liebe Leserinnen und Leser unserer Homepage!
Wenn wir im Sonntagsevangelium (Joh 10, 1-10) von Jesus als den guten Hirten lesen, dann geht es ganz sicher nicht um irgendeine fromme Hirtenidylle, wie sie an Weihnachten in unsere Wohnzimmer und Krippenlandschaften schwappt.
Das Bild des Hirten, der seine Herde leitet, weidet und zusammenhält, ist bekanntermaßen zur Leitfigur kirchlicher Amtsträger geworden.
Im Bild vom Hirten liegt viel Schönes und Treffendes: mitgehen, begleiten, vorangehen, die Herde zusammenhalten und ab und an auch den Verlorenen nachgehen.
Das Johannesevangelium greift ein Bild aus dem Alten Testament auf und stellt uns nun Jesus als den guten Hirten vor Augen.
Die Bibel legt großen Wert auf das Attribut „gut“, denn neben dem guten Hirten, gibt es auch die anderen, denen das eigene Wohl immer wichtiger ist als das derer, für die sie Verantwortung und Sorge tragen.
Wer zuerst sich selbst weidet und vorrangig seine eigenen Vorteile im Blick hat, der entspricht eben gerade nicht dem Ideal des guten Hirten.
Der gute Hirte hingegen hat sein Leben für die Seinen gegeben, damit sie - so heißt es im Evangelium - „das Leben haben und es in Fülle haben“.
An dieser Stelle ist der Realitätssinn der Bibel wohltuend, der so treffend zwischen guten und schlechten Hirten zu unterscheiden weiß.
Kriterium für diese Unterscheidung ist stets die Aufrichtigkeit, die echte Sorge und der uneigennützige Einsatz für das Wohlergehen der Anvertrauten.
Liebe Leserinnen und Leser, leicht mag das Hirtenmotiv Vergleiche zur aktuellen politischen Wirklichkeit nahe legen.
Auch wenn es hier nicht um eine Hirtenfunktion im biblischen Sinn geht, so darf man doch besorgt fragen, wie Staatspräsidenten ihre Leitungsmacht ausüben und welche Antworten sie auf drängende gesellschaftliche Fragen geben.
Wir Christen sollen achtsam sein, dass der „Herdentrieb“ uns nicht wegführt und wir sollten aufmerksam auf die Stimme unseres guten Hirten hören, der uns mitmenschliche Solidarität, Gerechtigkeit und Nächstenliebe ans Herz legt.
Hören wir auf diese Stimme und folgen wir dem guten Hirten, das wünsch ich uns allen.
Es grüßt Sie Ihr Diakon Thomas Schröder