An(ge)dacht

Diakon T. Schröder

„Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“

 

In diesem bekannten Sprichwort drückt sich unsere Lebenswirklichkeit aus: Nur wer laut genug schreit, wer schnell genug zugreift, wer sich rücksichtslos durchsetzt, hat eine Chance, nicht leer auszugehen, sondern es zu etwas zu bringen. Zu oft wird Bescheidenheit mit Demütigung verbunden.

 

Die Begriffe „Bescheidenheit“ und „Demut“ werden auch oft missbraucht, wenn es um Anpassung geht oder „braves“ Verhalten eingefordert wird. Wenn es darum geht, gerechte Ansprüche zu kürzen oder unbequeme Menschen einzuschüchtern.

 

Bescheidenheit im biblischen Sinn spricht das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen an. Der Bescheidene weiß sich mit seiner Existenz auf Gott verwiesen.

 

Bescheidenheit kann also als Ausdruck der Verwiesenheit des Menschen auf Gott gesehen werden und macht den Menschen nicht klein und gering, sondern macht vielmehr seine ureigenste Würde deutlich.

 

Dort, wo Bescheidenheit als eine Grundhaltung gelebt wird, die sich selbst ganz auf Gott verwiesen und ihre Existenz von ihm her verdankt weiß, dort verändert sich auch das Leben der Menschen untereinander.

 

Denn Menschen, die mit ihren eigenen Unzulänglichkeiten versöhnt leben können, können auch leichter mit den Unzulänglichkeiten ihrer Mitmenschen umgehen.

 

Menschen, die ihre eigene Würde und Größe in Gott verankert wissen, brauchen andere nicht klein zu machen, um selbst groß rauszukommen.

 

Menschen, die sich selbst ganz auf Gott verwiesen wissen, werden in den Mitmenschen leichter ihren Nächsten erkennen, die von Gott her die gleiche Würde haben, wie sie selbst.

 

Wo Menschen Bescheidenheit als christliche Grundhaltung leben, dort besteht die realistische Chance, dass das Leben sich verändert und die Demütigungen der Menschen ein Ende haben.

 

Ihr Diakon Thomas Schröder

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