An(ge)dacht

Dreifaltigkeit – Wenn sich das Denken sperrt.

„Guter Gott, was sollen wir nur anfangen mit deiner komplizierten Dreifaltigkeit?“

Dieser Stoß-Seufzer geht mir manchmal durch den Kopf.

Tröstlich für mich:

200 Jahre lang hat sich die Christenheit über die Dreifaltigkeit keine Gedanken gemacht.

Sie hat erst darüber nachdenken müssen, als um das Jahr 300 in Griechenland ihre schlichte Frömmigkeit auf das komplette Unverständnis der Zeitgenossen stößt.

Denn die Menschen im 3. Und 4. Jahrhundert können sich Gott nur vorstellen als obersten Baustein dieser Welt. Von ihm abgeleitet ordnet sich das Leben alles Leben bis herunter zum einfachsten Leben.

Dann ist auch Jesus Gott untergeordnet, dann wird Jesus zu einem Geschöpf Gottes.

Das passt den Christinnen und Christen der damaligen Zeit überhaupt nicht.

Sie beten doch nicht nur zu Gott, dem Vater, sie beten doch auch zu Jesus selbst.

Und wenn sie sprechen: „Der Herr ist mein Hirt“ (Psalm 23,1), meinen sie nicht nur den Vater,

sondern meinen damit auch unseren Christus.

So halten die Christen Rat und kommen zu einer sperrigen Einigungsformel:

„Jesus Christus, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.

Durch ihn ist alles geschaffen.“

Und wenn der Rat von drei Personen spricht, dürfen wir nicht ein drei Persönlichkeiten denken.

Damals meinte der Begriff „Person“ genaugenommen eine Maske, wie ein Schauspieler sie trug. Die Masken wollten in Erscheinung bringen, wen sie darstellen sollten.

Und so dürfen wir weiter denken, dass sie sogenannten „drei göttlichen Personen“ drei Gesichter Gottes sind.

Zum Schluss:

Gelebter Glaube ist mehr als gedachter Glaube.

Aber manchmal müssen wir unseren Glauben auch bedenken,

weil wir in Situationen kommen können, wo die Stimme des Verstandes Gehör verlangt.

Mit diesen fragmenthaften Gedanken zum Dreifaltigkeitssonntag grüßt Sie

Ihr Günther Falkenberg

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