An(ge)dacht

Drei mal eins ist eins

Aller guten Dinge sind drei!

Das zieht sich doch irgendwie durch das ganze Leben. Ursprünglich kommt der Spruch wohl aus dem mittelalterlichen Rechtswesen. Dreimal musste eine Sache vorgebracht werden, bevor etwas rechtssicher entschieden war. Erst nach dem dritten Mal – so die damalige Auffassung – gab es genügend Gelegenheit, die Sache zu prüfen. Ein geschulter Mensch in der Kinder- und Jugendarbeit weiß: Auch heute gilt noch, dass ich Jugendlichen und Kindern mindestens dreimal gesagt haben muss, sie mögen bitte nicht den Zaun hochklettern, bevor ich meiner Aufsichtspflicht genüge getan habe. Kindern muss man alles dreimal sagen! – Steht so im Gesetz. Manche Menschen sollen ja bis heute das dritte Klingeln abwarten, bevor sie ans Telefon gehen, und andere sind sich sicher, dass ein Selfie ohne Doppelkinn erst beim dritten Versuch klappt. Unser Leben scheint durchzogen von der ordnenden Drei: der Telgter Dreiklang / Anfang, Mitte, Ende / Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft / Vater, Mutter, Kind / Glaube, Liebe, Hoffnung. Einmal ist keinmal. Ein einzelnes Ding kann sein oder auch nicht. Aber etwas, was dreimal stattgefunden hat, ist schon Tradition! Drei – das ist irgendwie vollständig und stimmig.

Vater, Sohn und Geist. Der Dreifaltigkeitssonntag holt etwas Wichtiges in unser Bewusstsein, das gar nicht so leicht zu verstehen ist. Nämlich, dass Gott ein Einziger ist und zugleich – Drei. Einer ist er, weil wir nichts von ihm abtrennen können. Weil er auf nichts und niemanden angewiesen ist, weil er der Ursprung allen Seins und aller Liebe ist. Und drei ist er, weil er sich in dieser Welt entfaltet. Er ist eben nicht einfach ein totes Ding, sondern lebendig, kommunikativ, liebevoll. Vater, Sohn und Geist – sie sind nicht einfach drei Teile, die man zu einem Gott zusammensetzen könnte. Im Schöpfervater, in der Geisteskraft und auch in Jesus Christus ist immer der ganze Gott da, zeigt sich immer die eine unendliche Liebe. Drei mal eins ist eins.


Ich finde es wunderbar, dass sich Gott von uns nicht auf ein einziges Bild von ihm festlegen lässt, sondern uns auf unterschiedliche Art und Weise begegnet, damit wir mit der ganzen Fülle seiner Liebe in Berührung kommen. Und wenn Sie in der vergangenen Woche etwas mit Erfolg hinter sich gebracht haben, dann können Sie getrost drei Kreuzzeichen machen. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Denn: Aller guten Dinge sind drei.

 

_______________________________

Pastoralreferent Richard Schu-Schätter

Pilgerseelsorger

Kath. Kirchengemeinde St. Marien Telgte

Zurück