An(ge)dacht
Er will hinwerfen. Er sagt zu Gott: „Es reicht jetzt!“

Liebe Leserinnen und Leser!
Im Alten Testament wird vom Propheten Elija berichtet, den seine Misserfolge im Auftrag Gottes ziemlich frustrieren und der von Todesangst geplagt wird. Er will hinwerfen. Er sagt zu Gott: „Es reicht jetzt!“
Da schickt ihn Gott zum Berg Horeb, wo er in einer Höhle übernachtet. Und dann folgendes Szenario: Gott befiehlt ihm: „‘Komm heraus und stell dich auf den Berg vor den Herrn!‘ Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. Da vernahm er eine Stimme …“ (1 Kön 19)
Viele Menschen machen dieselbe Erfahrung: Gott ist nicht laut, sondern leise, Er ist nicht aufdringlich, sondern diskret. Wir brauchen äußere und innere Ruhe, um ihn überhaupt wahrzunehmen und seine Stimme zu hören.
Die wachsende Zahl von Einzelpilgern scheint mir ein Indiz dafür, dass immer mehr Menschen versuchen, auf dem Weg der Stille mit ihrer Seele und mit Gott neu Kontakt aufzunehmen. Die (möglichst) unberührte Schöpfung ist sicherlich ein geeigneter Ort dafür. Aber auch unsere Kirchen und Kapellen wollen Räume sein, die Menschen in einer lauten Welt die Erfahrung von Stille und Hinhören ermöglichen.
Damit Menschen die Chance haben, den ‚Hauch Gottes‘ wahrzunehmen, gilt es, diese heiligen Räume der Stille zu schützen und zu erhalten!
Propst Michael Langenfeld