An(ge)dacht

Fastenzeit

Liebe Gemeindemitglieder,

 

jetzt ist Fastenzeit.

 

Klassischerweise beginnt sie mit dem äußeren Zeichen des Aschekreuzes auf der eigenen Stirn am Aschermittwoch. Freiwillige Abstinenz und Beschränkungen beim Essen gehören zur Fastenzeit. Spürbar bei sich selbst anfangen, finde ich eine gute Idee.

 

Aber nach der ausgelassenen Karnevalszeit ist mir, ehrlich gesagt, noch gar nicht danach. In diesem Jahr habe ich mich ja auch mal auf den Umzugswagen der KLJB Telgte bei der partymäßigen Probefahrt mit einigen Stationen in den Bauernschaften gewagt. Kurz mal eine heitere Leichtigkeit erleben – diese Unterbrechung hat mir wirklich gutgetan. Den Schalter umlegen, möchte ich gar nicht.

 

Aber schnell werde ich wieder von den tagtäglichen Krisennachrichten eingeholt – hier der anhaltende Krieg in der Ukraine und dort die vielen Toten sowie das ganze Elend nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien. Schon wenn ich diese Nachrichten niederschreibe, werden meine Finger schwer wie Blei. Für globale Krisen gibt es leider keine einfachen lokalen Lösungen. Welche Haltung nehme ich dazu ein?

 

Da helfen mir doch zwei Gedanken zur Fastenzeit weiter. Das Wort „fasten“ leitet sich ja vom Gotischen Wort „fasta“ ab. Das bedeutet „festhalten, beobachten, bewachen.“ Für mich deute ich das erstmal so: ich will nicht wegsehen, was gerade vor sich geht, sondern mich umsichtig informieren und beobachten. Fasten ist ja auch keine Weltflucht, sondern die Möglichkeit für eine andere Wahrnehmung der Wirklichkeit.

 

Biblisch gesehen bezieht sich das Fasten auf die 40 Tage Jesu in der Wüste. In dieser Zeit hat er sich auf sein öffentliches Wirken vorbereitet. Das Fasten ist also eine Vorbereitungszeit. Da passt es ganz gut, dass unser Motto zur Fastenzeit 2023 in St. Marien Telgte „Hunger nach Frieden“ lautet. Auf ganz unterschiedliche Art und Weise können wir diesem Motto nachgehen, z. B. in den Exerzitien im Alltag, beim Bibliolog im Pilgerhaus, einer Duftmeditation bei der Graffiti-Aktion und vielen anderen Angeboten. Diesem „Hunger nach Frieden“ nachzugehen, dürfte sich also lohnen.

 

David Krebes, Pastoralreferent in St. Marien Telgte

 

 

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