An(ge)dacht
Fastenzeit - Vorbereitung auf das Osterfest

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
Die Fastenzeit - als Vorbereitung auf das Osterfest - ist eine Möglichkeit, ein Angebot, unser Seelenleben vor Gott und den Menschen wieder ins rechte Lot zu bringen. Ich empfinde daher die 40-tägige Fastenzeit als eine Chance für uns alle, unsere Antennen neu auf Gott hin auszurichten. Das ist wie die geöffnete Hand, die Gott uns entgegenhält. Der bewusste und freiwillige Verzicht kann dabei sogar zu einem wichtigen Schlüssel für den Frieden werden, den Frieden im eigenen Herzen, den Frieden unter den Menschen und den Frieden zwischen Mensch und Gott.
Fasten lohnt sich körperlich, mental und spirituell.
Das Fasten tut zunächst ganz einfach unserem Körper gut. Viele haben schon die positive Erfahrung gemacht, dass der Verzicht auf Süßspeisen, Alkohol oder Nikotin, bei allem Kampf, den das sicher mit sich bringt, und der an sich schon seinen Wert hat, dem menschlichen Organismus gut tut. Manche Speisen verlieren nach einer Zeit des Verzichtes ihre Selbstverständlichkeit, werden wieder in das Licht des Besonderen gerückt und schmecken uns danach in der Tat neu und anders, eben wertvoll. Zweitens stärkt das Fasten unsere geistige, mentale Kraft. Durch den zeitweiligen Verzicht auf bestimmte Güter kann uns bewusst werden, dass viele im Überfluss leben. Etwas Überfließendes heißt doch im Umkehrschluss, dass auch diejenigen davon etwas haben können, welche am "Tellerrand" in der Peripherie leben, ob in der nähren Nachbarschaft oder in der weiten Welt. Es gibt eben immer wieder auch in unserem Leben das "Zuviel des Guten". Das Fasten kann uns lehren mit den Dingen zu leben, ohne sie ständig, wie bei einem Automaten, abrufen zu können. Das Fasten lässt uns drittens in einer spirituellen Dimension innerer Freiheit mit den Dingen des Lebens umgehen, die uns wichtig und wertvoll sind, ohne uns von ihnen selbst binden und bestimmen zu lassen. „Haben als hätte ich nicht“, so wurde diese Spiritualität von den so genannten Wüstenvätern genannt, allen voran durch Antonius den Einsiedler (+ 356 n. chr.).
Wer gelernt hat, die materiellen Dinge des Lebens maßvoll zu nutzen, der kann auch mit den Menschen leben, ohne bei jeder Kleinigkeit ungeduldig und zu fordernd zu werden oder die Nerven vorschnell zu verlieren. Jemand, der sich nicht von den materiellen Dingen blenden lässt, der wird sehend, der kann auch andere Menschen sehen, ihre Bedürfnisse und Grenzen ahnen und dementsprechend handeln, der hat auch den Blick frei für Gott. Fasten erneuert so unser Denken und hilft daher zur eigenen Umkehr.
Eine gesegnete Fastenzeit wünscht
Ihr Pfarrer Gregor Kauling