An(ge)dacht
Fastenzeit

Liebe Leserinnen und Leser!
Für uns Christen hat vor wenigen Tagen mit dem Aschermittwoch die 40tägige Fastenzeit begonnen. Es ist eine Zeit, die uns ganz bewusst dazu einlädt, unser Verhältnis zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst kritisch in den Blick zu nehmen und im Sinne Jesu zu verändern.
Nun steht die diesjährige Fastenzeit ganz unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges. Das gibt ihr meines Erachtens einen besonderen Akzent.
Für unser Verhältnis zu Gott kann das nämlich bedeuten, dass wir ihm offen und ehrlich unsere Ohnmacht und eventuell auch unsere Angst bringen, damit er sie wandelt in Hoffnung und Handeln. Der Apostel Paulus hat diese Erfahrung einmal kurz und knapp in dem Wort beschrieben: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“
Für den Umgang mit unseren Mitmenschen kann das speziell in diesem Jahr heißen: Die Not der Geflüchteten wahrnehmen und auch die Angst, die vielerorts herrscht. Konkret Hilfe leisten mit ehrenamtlichen Engagement, mit Wohnraum oder Geld, mit Hinhören und Nähe für die Ängstlichen.
Und uns selbst gegenüber kann das in diesen Tagen bedeuten, uns deutlich zu fragen, wie es denn mit dem Frieden im eigenen Herzen aussieht: Bin ich im Frieden mit mir selbst oder trage ich in Gedanken, Worten und Werken meine eigene Zerrissenheit in die Welt? Die Fastenzeit kann zu einer Zeit werden, in der wir Friedfertigkeit und Versöhnung neu einüben.
Und das Ermutigende für uns Christen ist: Wir müssen das alles nicht aus eigener Kraft stemmen, sondern der, den wir den Friedensfürsten nennen, er hilft uns auf diesem Weg der Erneuerung. Und - wir sind nicht allein. Mit uns sind in diesen Tagen viele andere Menschen auf diesem Weg!
So wünsche ich allen, denen diese 40 Tage kostbar sind, Mut zur Selbsterkenntnis und zu einem Handeln, das neu von Liebe und Hoffnung geprägt ist.
Ihr Propst Michael Langenfeld