An(ge)dacht
FENSTERBLICKE
Fensterplätze sind auf Reisen beliebter als Sitze, die keine Blicke in die Landschaft erlauben. Zugreisen ermöglichen Einblicke in Orte, die Menschen möglicherweise erstmals mit eigenen Augen sehen. Wechselnde Bilder mit wiederkehrenden Motiven verleiten zum Nachdenken über das Leben: Felder erinnern an die Fruchtbarkeit der Erde. Wälder, Seen, Flüsse und Berge können die Sehnsucht nach freier Zeit in schöner Umgebung wecken. Unzählige Fenster in hohen Häusern in großen Städten machen auf die Geschäftigkeit des Daseins aufmerksam. In der Nähe von Bahnhöfen geben Anblicke von Hinterhöfen durch Zugfenster nicht selten Einblick in das Leben sehr armer Menschen. Bei Nachtfahrten sind erleuchtete Fenster oft ein Zeichen für eine Nachtwache in Notzeiten.
In Krankenhäusern gibt es besondere Fenster. Früher wurden neugeborene Kinder den Großeltern oder anderen Besuchern zunächst am Fenster gezeigt. Bei Situationen der Quarantäne auf Isolierstationen kann ein Blick durch ein Fenster auf eine leidende Person Ausdruck eines tief empfundenen Wunsches nach Beziehung sein. Wenn die Zeiten angebrochen sind, in denen es für einen Menschen nur noch ein einziges Fenster gibt, aus dem er schauen kann, sind die Menschen sehr wichtig, die sich mit ihm vor dem Fenster versammeln.
Fenstermeditationen einüben - könnte dies nicht hilfreich im Alltag sein?
Prof.in Dr. Dorothea Sattler