An(ge)dacht
Fürchte dich nicht

Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium dieses Sonntags wird das erste Wunder Jesu nach dem Lukasevangelium erzählt. Beim ersten Wunder im Johannesevangelium verwandelt Jesus Wasser in Wein und gibt sich durch dieses Wunder als derjenige zu erkennen, der Schöpfungsvollmacht hat. Deshalb heißt es nach dem Wunder: „Und seine Jünger glaubten an ihn.“
Ähnlich ist die Reaktion der Jünger nach dem reichen Fischfang im heutigen Lukasevangelium: Petrus fällt Jesus zu Füßen und sagt: „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Auch allen seinen Begleitern geht es so – sie sind erstaunt und erschrocken über die Vollmacht Jesu, mit der er den Fischen gebietet.
In ihre Begeisterung mischt sich auch Furcht. So ist es, wenn Menschen Gott oder dem Göttlichen begegnen: Zunächst überfällt sie ein Gefühl der Furcht. Doch immer wieder hören sie dann: „Fürchte dich nicht.“ Zum Beispiel sagt der Engel Gabriel zur Jungfrau Maria ebenfalls: „Fürchte dich nicht“, als er ihr erscheint, um ihr die Geburt Jesu anzukündigen.
Petrus hält sich im heutigen Evangelium für unwürdig und will sich zurückziehen, doch Jesus hat einen Plan mit ihm. Auch zu Petrus sagt Jesus: „Fürchte dich nicht.“ Danach erhält Petrus seinen Auftrag: „Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“
„Fürchte dich nicht“ oder „Fürchtet euch nicht“ steht 365-mal in der Bibel – so zählte es die Benediktinerin Silja Walter. Eine klare Zusage Gottes, die für alle 365 Tage des Jahres gilt – eine Zusage im Zusammenhang mit der Nachfolge Jesu, eine Zusage mit seinem Auftrag zur Nächstenliebe und eine Zusage, die uns mit Zuversicht ins ewige Leben führt.
Deshalb dürfen wir unseren Weg mit Vertrauen und Zuversicht gehen. Gottes Liebe trägt uns, selbst in den Momenten, in denen wir uns unsicher oder schwach fühlen. Wenn wir uns von Angst leiten lassen, verlieren wir den Blick auf das Wesentliche – auf seine Nähe und seine Führung.
Doch mit ihm an unserer Seite brauchen wir keine Angst zu haben. Er ruft uns, ermutigt uns und schenkt uns Kraft für das, was vor uns liegt. Öffnen wir unser Herz für seine Stimme, lassen wir uns von ihm leiten und gehen wir mit festem Vertrauen in die Zukunft.
Denn sein Wort bleibt: „Fürchte dich nicht.“
Liebe Grüße
Pater Ephrem OSB