An(ge)dacht
Garten im November

Liebe Leserinnen und Leser von An(ge)dacht!
Während ich in meinem Garten die Rosen zurückschneide und Laub fege, denke ich an die schönen Feste des Sommers, die hier wieder stattgefunden haben: Mit unserer gesamten Familie konnten wir zum ersten Mal nach langer Zeit wieder gemeinsam einige runde Geburtstage nachfeiern. Auch einige Gruppen aus der Kirchengemeinde nutzten die Sommermonate für Begegnungen im Propsteigarten. Jetzt geht der Garten in den Winterschlaf, das quirlige Leben verlagert sich aus Gärten, Straßen und Plätzen wieder mehr in die Häuser.
Sind viele Menschen im Frühjahr und Sommer eher nach außen hin orientiert, zieht es sie in der kühlen und oft ungemütlichen Jahreszeit eher ins Private. Es gibt viele Menschen, die diese Zeit gar nicht mögen. Aber es gibt auch viele, die sich geradezu darauf freuen. Sie nutzen diese Monate, um mehr zu lesen, um sich in kleineren Kreisen zu treffen und vielleicht auch sehr viel persönlicher miteinander ins Gespräch zu kommen, um zu spielen, um einfach nachzudenken oder Erinnerungen miteinander zu teilen.
Nicht zufällig fällt in diese Zeit auch der sogenannte ‚Totenmonat‘ November mit reichlich Gedenktagen für unsere Verstorbenen: Allerheiligen, Allerseelen, Totensonntag und Volkstrauertag. Es mischen sich dankbare Erinnerungen an liebe Verstorbene, das Gefühl von Einsamkeit und Trauer, Gedanken über Leben und Sterben sowie auch Hoffnungen und Bilder vom Leben mit dem, was wir in diesen Tagen in der Natur erleben.
Da tut der Besuch eines ganz anderen Gartens durchaus gut: Ein Gang über den Friedhof, das Lesen und Erinnern von Namen und Lebensgeschichten, die Betrachtung manch‘ hoffnungsfroh gestalteter Grabsteine, das Entzünden von Grablichtern, die Begegnung mit anderen …
Wenn auch auf je eigene Weise scheint mir fast jeder Garten wie auch jeder Friedhof ein kleiner Garten Eden zu sein …
Propst Michael Langenfeld