An(ge)dacht
geduldig

Liebe Leserinnen und Leser!
Zu einem Handwerker sagte ich vor einiger Zeit: „Das ist nicht eilig.“ Sofort wies mich ein Kirchenvorstandsmitglied darauf hin, dass man so etwas nie zu einem Handwerker sagen dürfe.
„Sofort und augenblicklich“ ist die Devise, die fast überall gilt und einen nicht geringen Teil unserer Gesellschaft ständigem Druck aussetzt, selbst da, wo es eindeutig unnötig ist. Schnelligkeit und Ungeduld scheinen zu Tugenden unserer modernen Gesellschaft geworden zu sein.
Ich selbst bin eher ein geduldiger Mensch, der auch mal warten kann. Und ich betrachte diese Fähigkeit nicht als mein Verdienst, sondern als ein Geschenk. Mit dieser Geduld versuche ich, schwierige Situationen zu lösen, mit Geduld habe ich meinen Hund erzogen (so gut es ging), mit Geduld spreche ich mit Menschen, die sich innerlich zerrissen fühlen, Stille und Orientierung suchen und, wie sie sagen, wieder zu sich finden wollen.
Eine gewisse Skepsis empfinde ich gegenüber sozialen Medien, deren Nutzerinnen und Nutzer oft ungeduldig voneinander erwarten, dass man sich in allen möglichen Fragen sofort und augenblicklich positioniert.
Und es ist vor allem die Geduld Jesu, die ich mich beeindruckt: die Geduld und Freiheit, mit der er seine Jünger lehrt oder Menschen weiterziehen lässt, die sich für seine Nachfolge noch nicht reif genug fühlen.
„Ein Augenblick der Geduld kann vor großem Unheil bewahren, ein Augenblick der Ungeduld ein ganzes Leben zerstören.“
Mit diesem chinesischen Sprichwort grüßt Sie
Propst Michael Langenfeld