An(ge)dacht
Happy Birthday

Für manche Menschen ist der Geburtstag ein Fest, das sie so gar nicht feiern wollen. Vielleicht erinnert es sie zu sehr daran, dass mit fortschreitenden Alter auch Schönheit, Beweglichkeit und anderes schwinden können. Vielleicht ist es ihnen auch einfach unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen und sie halten den eigenen Geburtstag nicht für einen guten Grund zu feiern.
Andere wiederum können es gar nicht abwarten. Sie planen Wochen oder Monate vorher, wann und wie sie feiern, damit möglichst viele mitfeiern können.
Ein besonderes Geburtstagskind dieser Woche muss sich um all das keine Sorgen machen. In Telgte wird ihr Geburtstag seit Jahrhunderten immer im September gefeiert und der Dienstag nach ihrem Ehrentag ist zum Telgter Nationalfeiertag geworden. Da nehmen sich viele frei um an der großen Geburtstagssause teilzunehmen. Dabei war es in katholischen Kreisen lange verpönt Geburtstag zu feiern. Aber jede Regel kennt ja bekanntlich Ausnahmen und Jesus geht mit gutem Beispiel voran: Was wäre unser Glaube ohne das Wiegenfest Christi, das wir bald wieder feiern dürfen. Ein zweites Geburtstagsfest kennt die Kirche als Hochfest: Johannes der Täufer darf am 24. Juni Geburtstags feiern – Immerhin ist er dem Heiland schon begegnet, als sie beide noch im Mutterleib waren. Und auch Maria gehört zu den seltenen Fällen von kirchlichen Geburtstagshochfesten und darf am 8. September feiern – und in Telgte auch noch einige Tage länger.
Ich bin mir sicher, sie freut sich, dass in ihrer Wahlheimat Telgte, so viele mitfeiern. Ausgelassen und fröhlich, allem Leid und aller Sorge in dieser Welt zum Trotz. Denn das können wir von Maria lernen: Wir brauchen vor dem Leid nicht die Augen zu verschließen, aber wir dürfen uns frohgemut des Lebens freuen, das getragen ist von Gottes Liebe. Wir dürfen in diesen Tagen die Geburt der Gottesmutter feiern und ihr und uns allen zurufen: „Wie schön, dass Du geboren bist!“
Richard Schu-Schätter