An(ge)dacht
Hauptsache....

„Hauptsache gesund!“ - Na klar! - Wer will schon krank sein. Jeder weiß doch mehr oder weniger gut, wie es sich anfühlt, durch körperliche oder seelische Beschwerden, in seinem Leben eingeschränkt zu sein. „Hauptsache gesund!“ kommt mir aber bisweilen zynisch vor, zumindest wenn ich an Menschen denke, die an einer unheilbaren, chronischen Krankheit leiden – oder eben noch nicht mal leiden, sondern mit Medikamenten oder anderen Hilfsmitteln trotz und mit der Krankheit ein sinnerfülltes Leben führen. Ist ihr Leben weniger wert, weil doch die „Hauptsache“ fehlt?
Natürlich sind die allermeisten Menschen lieber gesund als krank. Die Pilger*innen der Malteser Krankenwallfahrt an diesem Wochenende und auch so manche Menschen in unserer Gemeinde werden selbstverständlich für Gesundheit und Heilung beten. Die Weihegaben in den Vitrinen der Wallfahrtskapelle und die Bitten im Fürbittenbuch sprechen Bände von Krankheiten und von der Sehnsucht nach körperlicher und seelischer Heilung. Und hat Jesus selbst nicht immer wieder Kranke geheilt? - Die Heilungsgeschichten in den Evangelien wollen aber mehr als nur medizinische Wundergeschichten sein. Ganz oft spricht Jesus im Kontext von Heilungen vom Glauben und vom Vertrauen. Und auch bei Menschen, die nicht (mehr) auf Heilung hoffen (können) kommt bisweilen in den Blick, das Gesundheit zwar wichtig ist und schmerzlich vermisst wird, aber vielleicht doch nicht die Hauptsache. Die frohe Botschaft von Jesus Christus ist die bedingungslose Liebe Gottes zu allen Menschen. Diese Liebe zu erfahren ob nun im Glauben an den rettenden Gott oder in der ganz konkreten Form von Menschen, die auch in Krankheit und Not mir beistehen und helfen und trösten und mich aufrichten, ist vielleicht noch unverzichtbarer für uns Menschen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, dass sie gesund bleiben oder werden; aber Hauptsache: geliebt!
Ihr Pilgerseelsorger Richard Schu-Schätter