An(ge)dacht
Ich bekomme einen Schrecken. ...

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
Ich bekomme einen Schrecken. Kaum haben wir uns gegenseitig ein frohes und gesegnetes Neues Jahr gewünscht, ist der erste Monat des neuen Jahres schon beinahe zu Ende. Die letzten Krippen stehen noch, da habe ich mit den Karnevalisten schon den ersten Gottesdienst gefeiert!
„Tempus fugit - Die Zeit flieht, die Zeit rennt“ - das ist eine Erfahrung, die schon Generationen vor uns gemacht haben. Viele Menschen beschleicht die Angst, bei all‘ ihren familiären, beruflichen, ehrenamtlichen und sonstigen Verpflichtungen ihr Leben nicht wirklich leben zu können, sondern - wie es einige ausdrücken - gelebt zu werden.
Mir hilft die biblische Empfehlung, einen Tag der Woche ‚auszusteigen‘. Wenn selbst der Schöpfer am siebten Tag der Woche ruht (ein wunderschönes biblisches Bild, wie ich meine), dann doch erst recht seine Geschöpfe! Ich weiß, dass der gemeinsame gesellschaftliche und kirchliche Rahmen dafür immer weiter schwindet und sich der oder die Einzelne diesen ‚Ausstieg‘ heute bewusst erkämpfen muss, trotzdem bleibt ein solch‘ regelmäßiger Ausstieg meines Erachtens lebensnotwendig.
Und mir hilft (zumindest etwas) die biblische Überzeugung, dass Gott allem seine Zeit macht und in alles seine Ewigkeit hineingelegt hat. Das ermutigt mich, das Hier und Jetzt, die Gegenwart möglichst bewusst wahrzunehmen und zu (er)leben. So bekommt die Zeit für mich eine gewisse Tiefe und Bedeutung. Auch das ist zugegebenermaßen nicht so einfach, aber es ist enorm heilsam!
Lass Dich nicht von der Zeit nehmen, sondern nimm‘ Dir die Zeit - das ist mein aufrichtiger, wenn auch nicht immer leicht zu erfüllender Wunsch an Sie, liebe Mitchristen!
Propst Michael Langenfeld