An(ge)dacht
Jeder muss seine Talente erkennen

Liebe Schwestern und Brüder,
an diesen letzten Sonntagen im Kirchenjahr hören wir 3 Gleichnisse, die alle dasselbe Thema haben, nämlich: Die Guten werden am Ende belohnt, während diejenigen, die nicht getan haben, was der Herr von ihnen erwartete, leer ausgehen.
Am letzten Sonntag waren es die klugen und die törichten Jungfrauen. Die klugen waren bereit - sie hatten die Flamme des Glaubens am Brennen gehalten - während die törichten sich nicht rechtzeitig um Vorrat an Öl - also um den Glauben - gekümmert hatten. Am nächsten Sonntag werden wir im Evangelium hören, wie der Herr alle, die Im Leben Gutes getan haben, belohnen, die anderen aber in die Finsternis werfen wird.
An diesem Sonntag haben wir das 2. Gleichnis aus dem 25. Kapitel des Matthäusevangeliums gehört. Ein Herr verteilt seine Talente an drei verschiedene Personen. Er gibt jedem unterschiedlich viel.
Der erste Gedanke ist: Warum hat der Herr nicht allen dasselbe gegeben? Aber die unterschiedliche Menge ist nicht ungerecht, weil alles die gleiche Qualität hat
Alles kann verdoppelt werden. Der Herr erwartet zehn von fünf, vier von zwei und zwei von eins. Er erwartet nie zehn von eins oder von zwei. Also hat er gerecht aufgeteilt. Die Botschaft ist klar. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Einer lebt vierzig, einer lebt sechzig, einer achtzig Jahre. Was Gott von einem Achtzigjährigen erwartet, wird nie von Sechzigjährigen erwartet. Jeder muss seine Fähigkeiten zur Fülle bringen. Jesus macht am Ende seines Wirkens deutlich, dass christliches Leben ganz einfach ist. Alle Menschen sind nach Gottes Abbild geschaffen. Alle sind erfüllt mit göttlichen Talenten und diese Talente sollen genutzt werden.
Jeder muss seine Talente erkennen und seine Fähigkeiten, Begabungen und Möglichkeiten zu Gottes Ehre einsetzen und vermehren. Gott verlangt nichts Unmögliches von uns, sondern nur das, was Er selbst ermöglicht, indem Er uns damit begabt hat, so wie Augustinus sagte: Aus Gottes Hand empfing ich mein Leben, unter Gottes Hand gestalte ich mein Leben In Gottes Hand gebe ich mein Leben zurück. Gott möchte also, dass wir das, was wir von Ihm bekommen haben, auch sinnvoll nutzen: zu unserem eigenen Wohl, zum Wohle der anderen und nicht zuletzt zu Seiner Verherrlichung.
Pater Ephrem OSB