An(ge)dacht

König von Deutschland

Zweimal am Tag baden, jeden Tag Geburtstag feiern, jeden morgen ein Glas Schampus trinken,… das alles und noch viel mehr würde Rio Reiser machen, wenn er König von Deutschland wäre. Davon sang er jedenfalls in seinem satirischen Lied in den 90er Jahren. Und ich? Wieviel Luxus würde ich mir zugestehen, wieviel Egoismus mir erlauben, wieviel Gutes könnte, wollte, würde ich auch gegen manchen Widerstand durchsetzen? Es gibt ja ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie ein König ist oder sein sollte. Charles III., Margethe II, Willem-Alexander, Felipe VI. … Die heutigen europäischen Monarchen sind -Gott sei Dank - alle durch ein Verfassung oder ein Parlament in ihrer Macht beschränkt. Und trotzdem haftet den Royals immer noch der Mythos unbegrenzter Macht und Souveränität an.
„Bist du der König der Juden?“ wird Jesus von Pilatus gefragt. Manchmal frage ich mich, ob wir, die wir in einer demokratischen  Republik aufgewachsen sind die Brisanz dieser Frage überhaupt noch erspüren können.
Interessant ist, dass das Christ-König-Fest erst im Jahr 1925 eingeführt wurde. Zu einer Zeit, in der nach dem 1. Weltkrieg einige König- und Kaiserreiche der Geschichte angehörten, die politische Landkarte in Europa sich massiv gewandelt hatte und  die Forderungen nach strikter Trennung von Kirche und Staat lauter wurden. Christus der wahre König! Je nachdem, in welchem politischen System man lebt, bekommt dieses Fest eine andere Färbung. Unpolitisch ist es jedenfalls nie.  Was Jesus machen würde, wenn er König von Deutschland – König der ganzen Welt wäre?  Vermutlich würde er abdanken denn weltliche Macht auszuüben war nicht so sein Ding. „Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen.“ antwortet er Pilatus. (Joh 18,36)
Lieber vertraut Jesus auf die Macht der Liebe. Er heilt und rettet, vergibt und ermutigt und gibt sein Leben. Dazu braucht er keine Krone aus Gold, keine Armee, keinen Luxus. Lieber lässt er sich mit einer Dornenkrone verspotten. Und ich?

Ihr

Richard Schu-Schätter

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