An(ge)dacht
Menschen, die so ganz anders sind
Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
Urlaubszeit ist für mich auch immer Lesezeit. Unter den Büchern, die ich diesmal mitgenommen habe, ist ein Roman von Markus Orths, den mir unser Bürgermeister freundlicherweise ausgeliehen hat: ‚Picknick im Dunkeln‘.
Stan Laurel (aus Dick und Doof) und Thomas von Aquin (bedeutendster Theologe des Mittelalters) begegnen sich in absoluter Dunkelheit. Schon diese Kombi machte mich neugierig. Denn die beiden trennen nicht nur einige Jahrhunderte, sie sind auch von ihrer Lebenseinstellung völlig gegensätzlich. Während für Thomas ein Leben ohne Gott sinnlos und gänzlich unvorstellbar ist, inszeniert Stan in seinen Filmen die Darstellung des Sinnlosen und Lächerlichen geradezu perfekt. Thomas, der sonst alles erklären kann, kommt bei Stan an seine Grenzen. Denn wozu Lachen gut sein soll, versteht er einfach nicht. Und Stan, der sonst ein Millionenpublikum zum Lachen bringt, kann dem Kirchenlehrer nicht mal ein Lächeln entlocken …
Ich habe dieses Buch mit Freude und auch mit einer gewissen Spannung gelesen. Ich erfuhr nicht nur einiges Interessante aus dem Leben und Wirken der beiden Hauptpersonen, bekam so nebenbei eine Kurzeinführung in Philosophie und Filmgeschichte, es waren vor allem die Dialoge, die mich nach-denken oder lächeln ließen. Nur zu gern habe ich in meinem Urlaub von diesem Zusammenprall zweier unvereinbarer Welt- und Lebenssichten gelesen, der sich vom völligen Unverständnis zum gegenseitigen Verstehen wandelte. Jeder ließ sich in einem geradezu ehrfürchtigen Dialog auf den anderen ein - Stan wurde dabei klüger und Thomas offener.
Hoffentlich denke ich an dieses positive Buch, wenn ich im Urlaub oder zuhause auf Menschen treffe, die ‚so ganz anders‘ sind als ich …
In diesem Sinne gute Begegnungen!
Propst Michael Langenfeld