An(ge)dacht

Nächstenliebe

„Welches Gebot ist das erste von allen?“ Die Frage des Schriftgelehrten an Jesus hört sich zunächst so an, als ob er ihn aufs Glatteis führen will. Das haben schließlich auch schon andere Pharisäer mit kniffligen Fragen versucht.  Aber nein, diesmal scheint es eine ernstgemeinte Frage zu sein. Jesus erinnert den Fragenden an das Glaubensbekenntnis, das er als frommer Jude jeden Tag spricht und das mit den genannten Worten beginnt: „Höre, Israel, unser Gott, ist der einzige Herr“. Gott steht an erster Stelle. Gott lieben heißt aber auch, dass man dem Mitmenschen, dem Nächsten, etwas von der Liebe und Freude Gottes mitteilen, mitgeben soll.


„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“- Bei diesem 2. Gebot geht es nicht um heftige Gefühle, die wir missverständlich oft mit dem Wort „Liebe“ verbinden, sondern darum, dass wir den Auftrag haben, Gottes Liebe, die wir an uns selbst schon oft erfahren durften, an unsere Umgebung, an unsere Mitmenschen weitergeben sollen.

Und dann hören wir noch den Zusatz: - den Nächsten lieben: „wie dich selbst“. Ich darf mich auch selbst lieben. Die Liebe zum Nächsten ist nicht möglich, wenn ich nicht auch mich selbst liebe, mich selbst annehme. Ja, - sie ist Voraussetzung für die Liebe, die Zuwendung zum Nächsten. Meine Selbstannahme, das Ja zu mir selbst, geht vorweg, ist Bedingung für die Nächstenliebe. Es gibt sozusagen einen Dreiklang: „Gottesliebe- Selbstliebe- Nächstenliebe“. Im Alltag ist es uns meistens nicht bewusst, wie nah diese Begriffe, diese drei Dinge zusammenhängen.  Wir können versuchen diesen Dreiklang in unserem Leben zu verwirklichen. Jeden Tag haben wir die Chance, diese Liebe zu Gott, zu uns selbst,  zum Nächsten, zu leben und in die Tat umzusetzen.

Sr. M. Josefine Büscher

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