An(ge)dacht
Pater Ephrem OSB

Liebe Leserinnen und Leser unserer Homepage,
Sei ein Segen
Gott sprach zu Abraham: „Ich werde dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein. Ich will dich segnen……Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.“ (Gen 12,2-3).
Wir finden diese bekannte Ermahnung in dem Ruf an Abraham, Vater zu werden von Gottes auserwähltem Volk Israel. Abraham wird berufen, ein „Gesegneter“ zu sein, so dass alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.
Diese Ermahnung ist nicht etwas Neues oder auf eine Person Bezogenes. Es ist vielmehr die Formulierung von „Seid heilig, denn ich, der Herr euer Gott bin heilig“ an die ganze Gemeinde der Israeliten (Lev 19,2), die Gott von allen Völkern auserwählt hat, damit sie ihm gehören. Dieselbe Idee ist auch hervorgehoben in Deut 18,13: „Du sollst ganz und gar bei dem Herrn, deinem Gott bleiben.“
Wenn wir zum Neuen Testament kommen, hält Jesus denselben Beweggrund in seiner berühmten Bergpredigt aufrecht: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Mt 5,48) oder „seid barmherzig, wie es auch euer himmlischer Vater ist“ (Lk 6,36).
Der hl. Paulus versteht diesen Auftrag richtig und erinnert daran: „Wie er, der euch berufen hat, heilig ist, so soll auch euer ganzes Leben heilig werden. Denn es heißt in der Schrift: Seid heilig, denn ich bin heilig.“ (1 Pet 1,15-16).
Nun stellt sich die Grundfrage: Ist es menschlich überhaupt möglich, „Segen zu sein“, „heilig zu sein“, „ganz und gar bei dem Herrn zu bleiben,“ „vollkommen oder barmherzig zu sein“?
Die Antwort ist ja, weil Gott der Vater immer dargestellt ist als Segen: heilig, vollkommen und barmherzig immerdar. Gott der Vater ist das Vorbild für alle Menschen.
Denn alle Menschen sind geschaffen nach Gottes Abbild, die Forderung ist immer möglich. Wir lesen in Genesis:“Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich….Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ (Gen. 1,26-27). Gen 9,6 berichtet nochmals: „Als Abbild Gottes hat er den Menschen gemacht.“
Im Neuen Testament lesen wir: „Allen, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen die an seinen Namen glauben“ (Jn 1,12). Das ist eigentlich eine Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus (1 Jn 1,31), eine Gemeinschaft, welche Gottes Abbild entspringt.
Sein lebendiger Atem durchfließt uns und stellt sicher, dass wir Segen, heilig, ganz und gar beim Herrn, vollkommen und barmherzig sein können wie er.
Hiob schreibt über dieses Dasein: „Solange noch Atem in mir ist und Gottes Hauch in meiner Nase, soll Unrecht nicht von meinen Lippen kommen, noch meine Zunge Falsches reden. Fern sei es mir, euch Recht zu geben, ich gebe, bis ich sterbe, meine Unschuld nicht preis. An meinem Rechtsein halte ich fest und lass es nicht, mein Herz schilt keinen meiner Tage. Mein Feind sei wie ein Frevler, mein Gegner wie ein Bösewicht.“ (Hiob 27,3-7).
Also alle, jeder von uns ist berufen, Segen zu sein, heilig zu sein, ganz und gar beim Herrn zu bleiben, vollkommen zu sein, und auch barmherzig zu sein - heute, im Jahr 2017, in unserer Familie, in der Gemeinde, in der Umgebung, so dass durch uns alle Freunde, Verwandte und Nachbarn Segen erlangen.
Alles Gute,
P. Ephrem, OSB