An(ge)dacht
Palmsonntag
Palmsonntag

Jesus zieht in Jerusalem ein und das Volk jubelt Ihm begeistert zu. Sie begrüßen ihren neuen König.
Doch dann, einige Tage später, wollen sie nichts mehr von Ihm wissen. "Wir haben keinen König außer dem (römischen) Kaiser", antworten sie Pilatus, als der sie fragt, ob er ihren König kreuzigen soll. Und: "Kreuzige ihn!"
Woher kommt dieser Gesinnungswandel in so kurzer Zeit?
Sie hatten gehofft, Jesus würde sie
von der römischen Herrschaft befreien und sich als weltlichen König ausrufen lassen. Aber das tat Er nicht. Stattdessen stellte Er Anforderungen: "Ändert euer Leben", "Wer wir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Gefiel ihnen das vielleicht nicht?
Gefällt es uns vielleicht auch nicht? Und möchten wir gerne lieber einen Gott haben, der sich nach unseren Wünschen richtet? Eine Kirche, die für die feierlichen Anlässe in unserem Leben gut ist - Taufe, Erstkommunion, Hochzeit - aber sonst bitte keine Anforderungen stellen soll?
Nun geht es beim Glauben an Gott aber nicht danach, was wir uns wünschen oder vorstellen, sondern danach, was ist.
Gott ist. Sein Name ist: "Ich bin" oder anders übersetzt: "Ich bin, der ich bin".
Und Gott ist viel größer und ganz anders, als wir es uns jemals vorstellen können. ER ist Gott und wir seine Geschöpfe. Es ist logisch, dass unser Verstand zu klein ist, Ihn zu begreifen.
Aber Er hat sich uns in Jesus Christus offenbart und deshalb können wir wissen, an wen wir glauben.
Wenn wir uns dagegen unseren eigenen Glauben zurechtzimmern, kommen wir damit nicht weit. Wenn wir uns aber auf den lebendigen Gott einlassen, werden wir erleben, dass dieser zwar nicht alle unsere Wünsche erfüllt, dass Er aber immer um uns in Sorge ist, weil Er weiß, was gut für uns ist, und weil Er uns nur Gutes will. Manchmal sieht das nicht so aus, aber oft können wir im Nachhinein erkennen, dass etwas, das uns zunächst hart ankam, doch für uns zum Segen geworden ist.
Das Geheimnis ist, alles vertrauensvoll aus Gottes Händen anzunehmen. Dann kann Er auch alles zum Guten führen.
Jesus Christus wollte den Leidensweg auch nicht gehen: ,,Laß diesen Kelch an wir vorübergehen", aber Er hat alles so angenommen, wie es der Vater wollte: ,,Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe."
Und so hat Er das Kreuz auf sich genommen, damit wir dadurch erlöst werden. Und seitdem sind wir in keinem Leid der Welt allein. Wir tragen unser Kreuz immer dem Herrn nach.
Bedenken wir in dieser nun beginnenden heiligen Woche, was Er für uns getan hat und fragen wir uns, was wir zu tun für Ihn bereit sind!
Ich wünsche Ihnen eine segensreiche Karwoche und ein Osterfest voller Freude über die Auferstehung unseres Herrn
Pater Ephrem OSB