An(ge)dacht
Papst Franziskus - Brückenbauer - Gemeinschaft der Kirche

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
Papst Franziskus ist tot. Die Berichte über sein Wirken als Papst haben mir noch einmal sehr deutlich gemacht, wie schwer es sein muss, in einer Zeit eines wiedererstarkenden Nationalismus, tiefer Spaltungen in vielen Gesellschaften, in einer Zeit von Desinformationen und Kampagnen eine weltweite Gemeinschaft von über 1,4 Milliarden Katholiken zusammenzuhalten. Es besteht ohnehin schon eine Fülle unterschiedlichster Sprachen und Kulturen in der Kirche, ungleicher Vorstellungen von Familie, Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur, dazu Völker mit ganz verschieden verlaufener Geschichte und Welterfahrung - sie alle bilden die Gemeinschaft der einen katholischen Kirche. Und der Bischof von Rom hat die äußerst brisante Aufgabe, mit diesen Verschiedenheiten so umzugehen, dass möglichst keine Spaltungen entstehen und die Einheit im Glauben und in der Kirche bewahrt bleibt.
Meiner Ansicht nach konnte er das nur, weil er zuerst ein Hörender war und seine sehr unterschiedlichen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner unbedingt verstehen wollte. Er war im besten Sinne des Wortes ein Pontifex, ein Brückenbauer. Und, das scheint mir das Entscheidende, er hat sich, die Gemeinschaft der Kirche und immer wieder auch die ganze Menschheitsfamilie der Kraft und dem Wirken des Heiligen Geistes im Gebet anvertraut. Woher sonst hätte er diese Kraft für den Dienst an der Einheit bekommen?
Ein Pilger der Hoffnung hat diese Erde verlassen. Wie tröstlich, dass er alle Menschen guten Willens kurz vor seinem Tod noch segnen konnte!
Propst Michael Langenfeld
Bild: Bernhard Schweßinger, In: Pfarrbriefservice