An(ge)dacht
Pater Ephrem OSB

Liebe Leserinnen und Leser,
Als Jesus Petrus beruft, geht dieser seiner ganz alltäglichen Arbeit nach. Er ist Fischer und hat eine sehr erfolglose Nacht hinter sich – keine Fische gefangen, nichts für den Lebensunterhalt verdient. Nun hat er eigentlich Feierabend. Aber da kommt Jesus und bittet ihn, sein Boot benutzen zu dürfen. Und danach soll er wieder hinausfahren, um doch noch Fische zu fangen – jetzt am Tag, wo schon in der Nacht keine Fische da waren. Aber weil Jesus es sagt, tut er es . Und wird reich belohnt. Nicht nur das, sondern sein ganzes Leben verändert sich. „Von heute an wirst du Menschen fangen.“ Und Petrus folgt Jesus. Er weiß nicht, worauf er sich da eingelassen hat, dass er sein Leben, wie Jesus, am Kreuz beenden wird. Jesus ruft ihn und er kommt.
Sind wir bereit, Jesus zu folgen, wenn Er uns ruft? Lassen wir uns bedingungslos auf Ihn ein? Was tun wir, um Menschen zu „fangen“, sie zu Christus zu führen? Auch wir sind dazu gerufen, unseren Mitmenschen die frohe Botschaft weiterzusagen und mit unserem Leben zu bezeugen, dass Christus der Herr ist. Wir werden dafür (höchstwahrscheinlich) nicht gekreuzigt. Aber vielleicht müssen wir manchmal Spott und dumme Sprüche ertragen. Sollten wir das nicht aus Liebe zu Ihm, der für uns unendlich viel mehr Spott, ja Schläge und Folter ertragen hat, und zu unserer ewigen Rettung am Kreuz gestorben ist, auf uns nehmen?
Wie oft klagen wir über leere Kirchen, über mangelnden Glauben unserer Zeitgenossen, über schlechte Priester oder unfähige kirchliche Mitarbeiter. Dabei sind wir doch alle, ob im kirchlichen Dienst oder als einfache Gläubige, dafür verantwortlich, dass der Glaube lebt. Schauen wir zunächst auf uns selbst, bevor wir uns über andere beklagen und lernen wir Demut von Petrus, der sich vor dem Herrn niederwirft und sagt: „Herr geh weg von mir. Ich bin ein Sünder.“ Aber die Demut soll uns nicht entmutigen, sondern uns bewusst machen, wer wir vor Gott sind. Und dann dürfen wir gewiss sein: Jedes Gebet, jedes noch so kleine Zeugnis für Christus, jede liebevolle Tat bewirkt etwas für den Aufbau an Gottes Reich. Werden wir selbst zu Menschenfischern, werden wir zum Segen für andere!
Dann sagt Jesus auch zu uns:„Fürchtet euch nicht“. Wir müssen uns nicht fürchten, wenn wir Ihm folgen, weil Er besser weiß, was gut für uns ist, als wir selbst.
Pater Ephrem OSB