An(ge)dacht
Pfarrer B. Pottebaum

„Wer ist denn mein Nächster?“, fragt ein Gesetzeslehrer Jesus. Darauf antwortet Jesus mit einem Gleichnis:
LK 10, 30-37 30 Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen.
31 Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinab zog; und als er ihn sah, ging er vorüber.
32 Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber.
33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn;
34 und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn.
35 Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.
36 Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste geworden dem, der unter die Räuber gefallen war?
37 Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!
Ein alter Mann liegt hilflos im Schalterraum einer Bank. Mehrere Personen kommen und holen Geld aus dem Automaten. Den alten Mann beachtet niemand von ihnen. Sie haben ihr Geld und gehen weg. So ereignete es sich vor einigen Tagen in einer Bank in Essen. Unterlassene Hilfeleistung, Herzlosigkeit, Gleichgültigkeit, Kälte. Der Hilflose dort am Boden interessiert nicht. Ich müsste mir ja Zeit nehmen und mich kümmern. Das ist lästig. Ich habe Wichtigeres zu tun.
„Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?“, fragt Jesus den Gesetzeslehrer. Der antwortet: „Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“ Ein mir Fremder kann zum Nächsten werden, wenn er Hilfe braucht. Im Gleichnis hilft der Samariter – in Essen, in der Bank schauen alle weg.
Wir leben im Jahr der Barmherzigkeit, das vom Papst ausgerufen wurde. Unsere Gesellschaft kann nicht existieren ohne Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Gott sei Dank gibt es doch noch viele Menschen, die diese Werte leben und praktizieren.
Ihr
Bruno Pottebaum