An(ge)dacht

politische Auseinandersetzung

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!

Anlässlich meines Geburtstages hatte ich vor zwei Wochen meine Familie nach Telgte eingeladen. Für die gut 15 Gäste war es eine Feier mit gutem Essen, angeregten Gesprächen und Familienfilmen und -fotos aus den 70er Jahren, die ich vor einiger Zeit endlich einmal habe digitalisieren lassen.

Was mich im Nachhinein stutzig machte: Wir haben bei diesem Familientreffen kein einziges Wort über Politik verloren. Es gab zwar einen Versuch meines bald 90-jährigen Vaters, aber - als sei es so abgesprochen - nahm niemand dieses Thema auf. Alles umso verwunderlicher, als in unserer Familie ausnahmslos alle großen Parteien ihre Anhängerinnen und Anhänger haben und zu früheren Gelegenheiten über politische Themen heiß diskutiert und durchaus laut und lebhaft gestritten wurde.

So frage ich mich: Haben wir nur endlich die alte Weisheit befolgt, über Religion, Politik und Krankheit niemals zu reden, oder war da etwa die unausgesprochene Befürchtung im Raum, dass die Art der öffentlichen politischen Auseinandersetzung, die heute nicht selten ziemlich gnadenlos, beleidigend und ausgrenzend geführt wird, auch unsere Familie ernsthaft spalten könnte?

Etwas ratlos eine Woche vor der Wahl grüßt Sie

Propst Michael Langenfeld

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