An(ge)dacht

Propst Dr. M. Langenfeld

Liebe Gemeindemitglieder,

liebe Leserinnen und Leser!

 

Vielen Christen ist das regelmäßige Beten sehr wichtig, andere tun sich schwer damit, wieder andere haben es ganz aufgegeben. Als ich dieses An(ge)dacht schrieb, wurde mir von neuem deutlich, wie viele verschiedene Aspekte in diesem Thema stecken.

 

Sicherlich ist Beten ‚Reden mit Gott’, aber es ist auch Schweigen und Hören. Und ganz gewiss ist Beten auch Bitten, aber es ist noch viel mehr Danken, Klagen und vor allem Lobpreis. Beten wird in vielen Fällen zur inneren Ruhe führen, manchmal aber ist Beten auch ein innerer Kampf. Auch wenn wir nicht selten besondere Orte zum Beten aufsuchen, nicht wenige Christen beten durchaus am Computer, im Auto oder beim Spaziergang. Oft höre ich: „Ich bete nur, wenn mir danach ist“, ich weiß aber auch, dass für andere das Beten mit Regelmäßigkeit und Treue zu tun hat. Die einen beten nur für sich selbst, andere haben es sich zur Aufgabe gemacht, auch für andere zu beten. Diese sehr unterschiedlichen Einstellungen zum Beten sind mir spontan eingefallen, es dürfte aber noch sehr viel mehr geben.

 

Trotz all’ dieser sehr verschiedenen Aspekte dürfen wir mit Blick auf Jesus wohl sagen, dass Beten in jedem Fall so etwas bedeutet wie „Eins-Werden mit Gott“. Im Vater Unser macht er uns ja Mut zu bitten: „Dein Wille geschehe!“ Und dieses mutige Vertrauen haben wir ja nicht aus uns selbst, es ist uns geschenkt durch seinen Geist!

 

In unserer Kirchengemeinde St. Marien gibt es viele gute und tiefe Gebetserfahrungen. Allerdings scheuen sich nicht wenige Beterinnen und Beter, davon offen zu sprechen, da es in der Begegnung mit Gott nicht selten um sehr persönliche Dinge geht: Lebensentscheidungen, Auseinandersetzung mit eigenen Verletzungen und Schuld, kindliche Freude und kindliches Vertrauen. Umso dankbarer dürfen wir sein über alle, die uns in rechter Weise an ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Beten teilhaben lassen!

 

Ihr Propst Michael Langenfeld

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