An(ge)dacht

Punkte sammeln

Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!

Ich stehe an der Kasse eines Supermarktes und der Kassierer fragt mich freundlich, ob ich Punkte sammle. Als ich ihn etwas ratlos anschaue, springt mir eine Kundin zur Seite und erklärt: „Sie kennen das doch mit dem Punktesammeln bei dem da oben.“ Und noch während ich mich leise ärgere über dieses weit verbreitete Bild eines Gottes, bei dem man angeblich ständig Punkte sammeln muss, lächelt sie mich an und ergänzt: „Aber wir hoffen ja, dass es bei Gott doch anders läuft.“

Ärger weggeblasen! Denn ich treffe jemanden, der wohl verstanden hat, dass wir uns Gottes Nähe und Zuneigung nicht erarbeiten und verdienen müssen - gar nicht können, da diese Liebe Gottes schon immer da ist und grundsätzlich allen Menschen gilt - denen mit und ohne Punkten! Wir Christen nennen das Gnade, es ist eine Art von großzügigem Beschenkt-Werden von Gott ohne jede Gegenleistung.

Ich muss zugeben: In einer Gesellschaft, deren alltägliches Leben überwiegend von Leistung und Gegenleistung geprägt ist (selbst das ehrenamtliche Engagement lässt sich in letzter Zeit davon infizieren), fällt es nicht leicht, an einen Gott zu glauben, der einfach nur gibt. Was ich aber auch weiß: Wie befreiend ein solcher Glaube ist und wie er ermutigt, selbst so oder so ähnlich zu handeln!

Allen Gemeindemitgliedern und Gästen wünsche ich von Herzen eine möglichst tiefe Erfahrung der himmlischen Gnade,

Propst Michael Langenfeld

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