An(ge)dacht
schöne Momente genießen
Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
Nicht nur ich, auch meine Gäste waren völlig sprachlos, als ich zu meinem Geburtstag eine große Torte in Form unserer Gnadenkapelle überreicht bekam. Die Kapelle war so detailgenau nachempfunden, dass alle ihre Handys zückten und erst einmal Fotos von dieser ungewöhnlich schönen Torte machten.
Am liebsten würde ich sie aufbewahren und ins Regal stellen. Aber das geht natürlich nicht. Ich werde sie also anschneiden und gemeinsam mit Freunden genießen. So blöd das klingt: Es wird mir wirklich schwer fallen.
Mir kommen die vier tibetischen Mönche in den Sinn, die vor einigen Wochen im Religio erst sieben Tage lang ein aus feinstem farbigen Sand gestreutes Mandala kunstvoll erstellten, um es dann zusammenzufegen und in die Ems zu streuen. Ein Akt, der die Vergänglichkeit des Lebens symbolisiert.
Und ich denke an den Beginn des alttestamentlichen Buches Kohelet: „Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?“
Genießen wir also die schönen und starken Momente unseres Lebens, aber glauben wir nicht, wir könnten sie irgendwie festhalten. Unser Leben ist und bleibt ein Vorübergehen. Dass mich ausgerechnet eine Torte daran erinnern muss …
Durchaus ernst und doch mit einem Schmunzeln grüßt Sie
Propst Michael Langenfeld