An(ge)dacht
strahlende Augenblicke

Sind Sie ein Mittelalterfan? Beim Mittelalterfest auf der Planwiese in Telgte gibt es jedenfalls jedes Jahr reichlich Gelegenheit mittelalterliche Atmosphäre zu schnuppern. Ein fröhlich buntes Treiben mit einem hohen Unterhaltungswert. Wenig ist da zu spüren vom „finsteren Mittelalter“, ein Begriff, der in der Renaissancezeit gebildet wurde, auch im Gefühl, dass die eigene Zeit von mehr Fortschritt und besseren Lebensbedingungen geprägt ist, als die Jahrhunderte zuvor.
Weder romantische Vorstellungen eines Lebens auf Burgen und bei Ritterturnieren noch die finsteren Bilder einer Zeit der primitiven Lebensweise und Verrohung werden der Lebenswirklichkeit unserer Vorfahren gerecht. Aber sie legen mir die Frage nahe, wie man unsere jetzige Zeit betrachten wird: Als eine strahlende Zeit von Wohlstand, Gerechtigkeit, Frieden und Glück? Oder als eine finstere Zeit von Klimawandel, Katastrophen, Konflikten und Ausbeutung?
Egal wie strahlend oder finster Menschen unsere Zeit beurteilen mögen, als Christ glaube ich, dass jede Zeit, jedes Jahrhundert, jedes Jahr, jeder Tag und jede Sekunde Gottgegeben und Gotterfüllt ist. Nicht nur in der Advent- und Weihnachtszeit sagen wir, dass Gottes Licht die Dunkelheiten unseres Lebens vertreibt. Deshalb: Wenn es ihnen mal wieder so vorkommt, dass wir in finsteren Zeiten leben, lassen sie sich für einen Augenblick ganz bewusst die Sonne ins Gesicht scheinen oder zünden Sie ganz bewusst eine Kerze an. Beides kann daran erinnern, dass Gott auch ihr Leben erhellen will und sie sein Licht der Liebe, in ihrem Alltag entdecken und weitertragen dürfen.
Vielleicht können Sie auf diese Weise nachspüren, dass wahr ist, was am Anfang des Johannesevangeliums geschrieben steht: „Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh 1,5) In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für die kommenden Tage strahlende Augenblicke und viel Sonne im Herzen.
Ihr Richard Schu-Schätter
Pilgerseelsorger