An(ge)dacht
Streit zwischen den Schriftgelehrten und Pharisäern mit Jesus

Liebe Schwestern und Brüder, im Evangelium von nächsten Sonntag hören wir von einem Streit zwischen den Schriftgelehrten und Pharisäern mit Jesus.
Weil die Pharisäer immer wieder die Erfahrung gemacht haben, daß Jesus, obwohl er jüdischer Abstammung ist, sich (total) gegen die Tradition wendet, und einen ganz neuen Weg aufzeigt, suchen sie ständig Möglichkeiten, Jesus auf die Probe zu stellen und etwas zu finden, was sie gegen ihn verwenden können.
Im Evangelium haben sie etwas gefunden, weil seine Jünger Brot mit unreinen Händen essen. Und sie fragen sofort: „Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Ältesten?“
Jesus hat ganz selten direkt auf solche Fragen geantwortet, sondern oft eine Gegenfrage gestellt, oder in Bildern geantwortet.
Hier aber gibt er eine Antwort aus ihrer Tradition von einem großen Propheten – Jesaja - über Heuchler, die mit den Lippen Gott ehren, aber ihr Herz sehr weit von Gott entfernt haben. Jesus spricht eindringlich zu ihnen: „Hört mir alle zu, und begreift, was ich sage.“
Danach zählt er alles Mögliche auf, was unser Herz unrein macht: Unzucht, Diebstahl, Ehebruch, Habgier, Neid, Hochmut und so weiter.
Was Jesus meint, ist klar.
Alle diese äußerlichen Dinge machen das Herz unrein und nicht das haarkleine Befolgen sämtlicher Vorschriften, die ja teilweise nur wegen der Hartherzigkeit der Menschen aufgestellt worden sind.
Passend zu diesem Evangelium hören wir auch die mahnenden Worte des Apostels Jakobus: „Nehmt in Sanftmut das Wort an, das in euch eingepflanzt worden ist, … und werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst.“ Das war der eigentliche Fehler des Volkes Israel: „Das Volk ehrt mich mit den Lippen, aber sein Herz ist weit weg von mir“, wie es beim Propheten Jesaja heißt.
Es kommt also auf unser Herz an und nicht auf Lippenbekenntnisse.
Auch in uns ist das Wort eingepflanzt, und es soll lebendig in uns gehalten werden.
Jede Eucharistiefeier ist eine Möglichkeit, dieses Wort, das Fleisch geworden ist – Christus – wieder neu zu empfangen.
Wenn wir aber diese Möglichkeit nicht ehrlich annehmen, bleiben wie am Rand, so wie die Pharisäer, die denken, sie wären besonders wichtig und die Anführer des Volkes, aber in Wirklichkeit ist ihr Herz ganz weit weg von Gott.
Dieses Evangelium spricht über den Kern des Christentums, und der ist: das Herz mit Gottes Wort erfüllen und Taten vollbringen, die aus diesem mit Gottes Liebe erfüllten Herzen kommen.
Pater Ephrem OSB