An(ge)dacht
Umleitung

Letzte Woche war es wieder so weit: Ein gewohnter Weg mit dem Auto war versperrt, und eine Umleitung war ausgeschildert.
„Hier war ich aber noch nie“, sagt der Junior auf der Rückbank.
Und ich denke: Das erste Mal an einem anderen Ort zu sein, ist immer etwas Besonderes.
Auch Telgte ist derzeit voller Baustellen und Umleitungen. Manchmal ist das herausfordernd und erfordert Rücksicht aller Verkehrsbeteiligten. Umleitungen führen uns aber manchmal auch zu Begegnungen, Entdeckungen und Erkenntnissen, die wir auf gewohnten Wegen nicht gemacht hätten.
Das erinnert mich daran, dass die Worte Pilgern, Wandern und Wallen (Wallfahrt) ursprünglich alle so viel bedeuteten wie „in die Fremde gehen“. Erst später bekamen Pilgern und Wallfahren eine religiöse Bedeutung. Dabei sind Erfahrungen in der Fremde ja oftmals religiös: Sie erweitern unseren Blickwinkel und lassen uns in Berührung kommen mit einer Welt, in der wir immer auch Spuren Gottes entdecken können.
Die Baustellenzeit in der Propsteikirche lässt uns auch nach neuen Wegen und Orten suchen. Bei der Wallfahrtseröffnung im St.-Rochus-Hospital war spürbar, dass dies zu unerwartet berührenden Momenten führen kann. Das tröstliche Gnadenbild der schmerzhaften Mutter an dem so viel Schmerz und hoffentlich auch viel Trost ist.
Der Junior auf der Rückbank hat einen Bolzplatz entdeckt, den er noch nicht kannte. Ich habe auf Umleitungsstrecken schon das ein oder andere Mal wirklich nette Begegnungen gehabt. Das lässt mich gelassener auf Umleitungen blicken – und ich bin neugierig, was mich die Nächste entdecken lässt.
Gute Wege wünscht
Pilgerseelsorger Richard Schu-Schätter