An(ge)dacht
Wählen wir den guten Teil des Lebens?

Liebe Schwestern und Brüder,
im Evangelium vom nächsten Sonntag erleben wir zwei Schwestern, Martha und Maria, die Jesus in ihrem Haus gastlich aufnehmen. Diese Geschichte finden wir nur im Lukasevangelium, wo die beiden verschiedenen Charaktere dieser Schwestern erzählt werden.
Der Evangelist Lukas schreibt: „Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Martha aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen.“
Die häufige Frage, die man sich dabei stellt, ist: welche Schwester ist besser als die andere? Der Schluss-Satz des Evangeliums, „Maria hat den guten Teil gewählt“ scheint darauf eine einfache Antwort zu geben.
Aber, es geht hier gar nicht darum, das Verhalten der einen gegen das der anderen Schwester auszuspielen. Lukas erzählt eine ganz normale Alltagsgeschichte. Maria ist mehr beschäftigt, um Jesus zu empfangen, während Martha still bleibt und Seinen Worten zuhört. Der Schluss-Satz des Evangeliums, „Maria hat den guten Teil gewählt“ bedeutet aber nicht, dass Maria irgendwie besser ist als Martha. Wenn Jesus sagt, dass Maria „den guten Teil gewählt“ hat, ist damit der Teil der Stille und Zugehörigkeit zum Herrn gemeint. Natürlich bedeutet das nicht, dass es besser ist, die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun. Beides ist wichtig im Leben, wie der Hl. Benedikt sagt: ora et labora - bete und arbeite.
Liebe Schwestern und Brüder, die beiden Schwestern repräsentieren die zwei verschiedenen Aufgaben unseres Lebens. Wir sind häufig zu viel beschäftigt mit unserem Alltag, mit Sorgen, mit Organisation und Arbeit. Unsere Tage sind oft voller Stress und Lärm. Aber wir sollen auch Zeit für Stille, Meditation, Schriftlesung usw. finden. Dann wählen wir den besseren Teil.
Jesus ist immer bereit, bei uns zu Gast zu sein. Aber sind wir bereit, Ihn zu empfangen? Wählen wir den guten Teil des Lebens?
Pater Ephrem OSB