An(ge)dacht
Wann haben Sie das letzte Mal gesungen?

Lieber Leserinnen und Leser,
wann haben Sie das letzte Mal gesungen? Dem fleißigen Kirchgänger wird diese Frage leicht fallen – letzten Sonntag in der Kirche. Oder heute Morgen in der Messe. Aber sonst? Singen Sie vielleicht noch ein Gebet vor dem Essen? Oder Ihrem Kind oder Enkel ein Schlaflied? Singen Sie vielleicht einfach so im Grünen, weil Ihnen die Natur so gut tut? Früher war das üblich. Goethes Werther singt, Felix Mendelssohn hat Lieder „Im Grünen zu singen“ komponiert, Antonin Dvorak einen Chorzyklus „In der Natur“. Und von Eichendorfs „Taugenichts“ hat stets seine Geige dabei, wenn ihm mal wieder das Herz vor Freude (oder Langeweile) überläuft. Summe oder singe ich dagegen heute laut auf der Planwiese eine Melodie, die mir nicht aus dem Kopf geht, werde ich in der Regel schräg beäugt.
Wissenschaftlich bewiesen ist allerdings, dass Singen Stresshormone abbaut und Glückshormone ausschüttet. Übrigens besonders, wenn man es in der Gruppe tut. Leider tun das heute immer weniger Menschen als damals noch. Kirchliche Gottesdienste und Chöre sind die letzten Räume, wo man guten Gewissens laut los singen darf, ohne schräg angeschaut zu werden. Das tut gut und stärkt das Gemeinschaftserlebnis. Und letztendlich auch die viel verlangte „aktive Teilnahme“ der Gemeinde in der Messe. Und Spaß macht es auch! Probieren Sie es aus!
Ihr Michael Schmitt
Propsteikantor an St. Clemens