An(ge)dacht
Weihnachten
Liebe Gemeindemitglieder und Gäste!
An diesem Weihnachtsfest ist es genau 800 Jahre her, dass der Hl. Franz von Assisi mit seinen Brüdern und den einfachen Leuten der Umgebung die Heilige Nacht 1223 nicht wie gewöhnlich in einer Kirche feierte, sondern gemeinsam mit lebendigen Tieren und einer Futterkrippe auf einer Felsterrasse von Greccio unter freiem Sternenhimmel. Wie schon das Leben und Leiden Jesu wollte dieser Heilige wohl auch die ganz konkreten Umstände der Geburt Christi gleichsam körperlich und materiell nachempfinden und die Menschen daran teilhaben lassen. Dieses erste Krippenspiel der Geschichte hat das Geheimnis von Weihnachten nicht allein durch Worte, sondern mit allen Sinnen erlebbar machen wollen: ‚Gott wird Mensch!‘
Ich frage mich manchmal, ob wir angesichts dieser unglaublichen Botschaft Weihnachten nicht allzu naiv feiern. Müssten wir nicht eigentlich vor der Krippe ins Fragen kommen: Gott wird Mensch? Ein kleines Kind, das schreit und friert und in die Windeln macht - das soll Gott sein? Jesus, der verraten und gefoltert und umgebracht wird - das soll Gottes Sohn sein?
Im Grunde ahne ich, dass Weihnachten ein durchaus gefährliches Fest ist. Wenn ich mich wirklich auf dieses wehrlose göttliche Kind einlasse, hat das für mich deutliche Konsequenzen.
Dann wird mir im Blick auf dieses Kind im Stall bewusst, wie gefährdet alles ist - das Leben, der Friede, das Menschsein. Ich spüre, dass ich Verantwortung übernehmen muss. Ich muss gut aufpassen, dass ich dieses Kind im Alltag nicht übersehe. Ich muss noch achtsamer und respektvoller mit den anderen umgehen, denn seit Gott Mensch wurde, begegnet er mir in jedem Menschen.
‚Gott wird Mensch‘ - diese Botschaft möge Sie mitten ins Herz treffen!
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen
Propst Michael Langenfeld