An(ge)dacht
zu Tränen gerührt

Liebe Leserinnen und Leser!
Im September muss ich oft an eine Begegnung zurückdenken, die sich Anfang meiner Zeit in Telgte zugetragen hat. Eine Frau aus dem Westmünsterland rief mich an und erzählte mir, ein junges Paar aus ihrem Haus bekäme keine Kinder und hätte sie deshalb um Rat gefragt. Ganz spontan habe sie ihnen geraten, zur Muttergottes nach Telgte zu fahren und dort um Nachwuchs zu bitten. Inzwischen hätten sie tatsächlich eine Tochter und wollten nun nach Telgte fahren um zu danken. Ob ich das Kind bei dieser Gelegenheit wohl segnen würde.
Beim Telefonat hatte ich den Eindruck, die Frau war von der Wirkung ihres frommen Ratschlages selbst etwas überrascht.
Ein paar Tage später erwartete ich die jungen Eltern mit ihrer Tochter und der Nachbarin in der Gnadenkapelle und segnete alle. Als mir die Mutter einen schweren Familienring als Dank an die Muttergottes in die Hand drückte, mahnte die Nachbarin, der Ring sei doch viel zu wertvoll. Ganz glücklich erwiderte ihr die Mutter: Nein, das Wertvollste ist mein Kind!
Auch wenn viele, denen ich von dieser ungewöhnlichen Begegnung erzähle, meinen, das mit dem Kind sei reiner Zufall oder schlicht psychologisch zu erklären, haben mich diese Begegnung, das Vertrauen, das Glück und die Dankbarkeit der Eltern zu Tränen gerührt.
Für mich haben sich da Himmel und Erde berührt.
Propst Michael Langenfeld