An(ge)dacht November 2019

Liebe Leserinnen und Leser,

ganz unabhängig davon, wie unsere Stimmung am 1.Advent auch sein mag - manche empfinden vielleicht Vorfreude, andere eher Ängste und emotionale Überforderung, weil es vielleicht das erste Weihnachten ohne einen lieben Menschen ist -, das heutige Evangelium holt uns alle auf eine andere Ebene und spricht eine ganz andere Sprache.

An der Nahtstelle, wo das alte Kirchenjahr zu Ende geht und das neue mit dem Advent  beginnt, feiern wir Christkönig.

„König“ zeichnet das Bild des freien, souveränen, von niemandem beherrschten Menschen, eines Menschen, der Frieden schafft und über sich selbst Herr ist.

Für Christinnen und Christen ist dieser König geerdet in Jesus Christus.

Nur hat er äußerlich so gar nichts Königliches.

Schließlich bekommt er einen Purpurmantel um die Schultern gelegt, als er gefoltert und gegeißelt wird.

Er trägt als Krone ein Leidensinstrument, die Dornenkrone.

Und der Königstitel ist befestigt über dem Kreuz, einem Galgen.

Im Evangelium vom 33. Sonntag hören wir: „Bleibt standhaft und ihr werdet das Leben gewinnen!“ Vor dieser Aussage stehen 14 Verse im Evangelium, in denen uns gesagt wird, für welche Situation dieses Wort Jesu gesprochen ist. Dieses Evangelium ist unter dem Eindruck einer großen Katastrophe, geschrieben worden. Jerusalem, die heilige Stadt, mit ihrem mächtigen Tempel, dem ganzen Stolz Israels war nur noch ein Trümmerhaufen. Zerstört, geplündert, Israel genommen. Eine Situation zum Verzweifeln. In diese Situation hinein ist dieses Wort gesprochen.

Einige schauen manchmal etwas überrascht, wenn Besprechungen von kirchlichen Gruppen oder Arbeitskreisen mit einem kurzen Gebet beginnen oder enden. Der Pfarreirat zum Beispiel beginnt alle seine Sitzungen mit einer Art Besinnung, der Kirchenvorstand immer mit einem Gebet zum Heiligen Geist. Und nicht selten werde ich gebeten, am Ende einer Zusammenkunft den priesterlichen Segen zu spenden. Mich persönlich lässt es gelassener werden, wenn mir beim Beten noch einmal ganz bewusst wird, dass wir nicht allein, sondern gemeinsam mit Gott ans Werk gehen. Gerne bete ich folgendes Gebet: